Ungute Kombination

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Krise zwischen Nord- und Südkorea
Das ist mehr als die üblichen Scharmützel: Ein Artillerie- Angriff auf das Territorium von Südkorea – einschließlich verletzten Zivilisten – ist eine ernsthafte neue Eskalationsstufe auf der koreanischen Halbinsel. Umso gefährlicher, wenn man sich den Absender anschaut: ein verzweifeltes, isoliertes Land, das sich in einer instabilen Phase des Übergangs von Vater auf Sohn befindet – und das Atomwaffen hat. Eine ungute Kombination.
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Hunger-Diktatur mit Provokationen versucht, Aufmerksamkeit oder Zugeständnisse zu erzwingen. Auch, dass ein US-Experte vor kurzem völlig überraschend durch eine neue Atomanlage geführt wurde, passt dazu: Seht her, wie gefährlich wir sein könnten... Nun kommt aber noch ein neuer Unsicherheitsfaktor dazu: Kim Jong-Il hat seinen jüngsten Sohn Kim Chongun jüngst als Nachfolger präsentiert und zum General gemacht. In der straffen Führungsriege des Landes, vor allem im Militär, scheint man von dem unerfahrenen Endzwanziger allerdings noch nicht überzeugt zu sein.
Denkbar, dass die Angriffe gestern auf seine Kappe gehen – weil er versucht, sich intern Respekt zu verschaffen. Und, überall ein beliebtes Mittel, das Volk mit äußeren Feinden von heimischen Problemen abzulenken. Der Schlüssel liegt nun in China, dem mächtigen, aber einzigen Verbündeten. Und Peking zeigt zunehmend Distanz. Doch es fürchtet auch noch die Folgen, wenn die unberechenbare Diktatur implodiert.