UMTS-Frequenzen: Poker ums schnelle Internet

Vier Anbieter steigern um neue UMTS-Frequenzen. Wer zum Zug kommt, muss auch abgelegene Haushalte mit leistungsfähigen Online-Zugängen versorgen: Gefahr fürs terrestrische Fernsehen?
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Antennen für Mobilfunk und UMTS
dpa Antennen für Mobilfunk und UMTS

MAINZ/MÜNCHEN - Vier Anbieter steigern um neue UMTS-Frequenzen. Wer zum Zug kommt, muss auch abgelegene Haushalte mit leistungsfähigen Online-Zugängen versorgen: Gefahr fürs terrestrische Fernsehen?

Am Heimatort des Verteidigungsministers im Internet zu surfen, kann ganz schön Nerven kosten. Das fränkische Guttenberg listet die Bundesnetzagentur als einen der Orte auf, die dringend einen besseren Anschluss ans Netz brauchen. Die Leitungen schaffen zum Teil nicht mal 1 Megabit pro Sekunde – da kann das Online-Shoppen schon einmal Stunden dauern.

Schnell mobil surfen. Bayern gilt als eines der Entwicklungsländer beim schnellen Internet, obwohl die Staatsregierung neue Anbieter nach Kräften unterstützt. Nicht mal im Landkreis München können alle Haushalte einen leistungsfähigen Online-Anschluss ordern. Doch das wird anders: Seit Monatg bieten vier Telekom-Anbieter um neue UMTS-Frequenzen. Sie werden unter anderem in abgelegenen Gemeinden schnelle Online-Anschlüsse zu vertretbaren Kosten möglich machen. Außerdem ermöglichen die Frequenzen neue Dienste wie das Internet-Surfen per Handy oder iPhone, oder die „Long Term Evolution“-Technik (LTE), die Videos auf mobile Bildschirme bringt.

Strenger Bieter-Ritus. Vier Anbieter wurden bei der Versteigerung zugelassen: T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2. Ihre Verhandlungsführer sind seit gestern in eine alte Kaserne in Mainz-Gonsenheim geladen. In hermetisch abgeschotteten Räumen hat die Bundesnetzagentur Rechner aufgestellt, in denen die Firmen nach streng festgelegtem Ritus für jeweils 90 Minuten Gebote für die einzelnen Frequenzen abgeben dürfen. Interessant sind vor allem die 800-Megahertz-Frequenzen, die durch das Abschalten des analogen Rundfunks frei geworden sind. Bis zur endgültigen Vergabe kann es Wochen dauern.

Schon einmal hat die Bundesnetzagentur eine Auktion abgehalten, vor zehn Jahren, als der New-Economy-Hype noch an schier unbegrenzte Profit-Möglichkeiten glauben ließ. „Teile und kassiere“ – mit einer meisterhaften Choreographie für die Versteigerung entlockte die Behörde den Konkurrenten damals mehr als 50 Milliarden Euro, und eine neue Übersetzung für das Kürzel UMTS entstand: „Unerwartete Mehreinnahme zur Tilgung von Staatsschulden.“

Diesmal geht es der Bundesnetzagentur nicht ums große Geld, sondern um den Ausbau der Internet-Leitungen. Die wichtigsten Frequenzen sind deswegen an die Auflage gebunden, in unterversorgte Gegenden zu investieren.

Es geht um Sterben oder Werden. Dass sich die Branchenriesen T-Mobile und Vodafone ein großes Stück vom Kuchen sichern werden, gilt als ausgemacht. Bei E-Plus und O2 wird’s dagegen spannend. E-Plus müsste dringend sein Netz ausbauen, weil seine Kunden zum Teil deutlich schlechter erreichbar sind als die der Konkurrenz.

Allerdings erwartet niemand vom E-Plus Eigentümer KPN, dass das Unternehmen wirklich viel Geld lockermacht. Experten befürchten deswegen, dass die Auktion der Anfang vom Ende für das Mobilfunk-Geschäft von E-Plus sein könnte. sun

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