Umfrage unter den Analysten: Das werden die Aktien-Stars 2022

Welchen Aktien sollen Anleger im kommenden Jahr ihr Vertrauen geben? Eine Umfrage unter den Analysten von fünf Bankhäusern gibt Aufschluss über Trends.
von  Veronika Csizi
Einig sind sich die Auguren nur in einem: Auch 2022 gibt es wenig Alternativen zu Aktien. (Symbolbild)
Einig sind sich die Auguren nur in einem: Auch 2022 gibt es wenig Alternativen zu Aktien. (Symbolbild) © imago images/blickwinkel

Das Aktien-Jahr 2021 geht trotz aller pandemischen Querschüsse erfolgreich zu Ende. Im Dax ließen sich mit 18 der 40 Aktien zweistellige Prozentgewinne einfahren. Vor allem der Pharmakonzern Merck, der Laborzulieferer Sartorius und Siemens Healthineers erfreuten die Anleger mit Kursgewinnen von bis zu 66 Prozent. Auch hinter Daimler, Porsche, Linde und Eon liegt ein starkes Jahr.

Auch 2022 gibt es wenig Alternativen zu Aktien

Im EuroStoxx 50, dem Index der 50 größten Unternehmen der Eurozone, stehen der Luxuskonzern Hermès, die ASML Holding, ein Zulieferer für die Halbleiterindustrie, und die Bank ING Groep mit Kursgewinnen von 80, 79 und 64 Prozent auf dem Treppchen.

Im Dow Jones wiederum ließ sich mit der Bank Goldman Sachs, dem Software-Konzern Microsoft und dem Krankenversicherer UnitedHealth am meisten Geld verdienen. Zwischen 45 und 48 Prozent Plus waren hier drin.

Und 2022? Welche Aktien könnten im kommenden Jahr zu den Favoriten der Anleger gehören? Die Banken und ihre Analysten haben verschiedene Ideen. Einig sind sich die Auguren nur in einem: Auch 2022 gibt es wenig Alternativen zu Aktien.

Prognose der DZ-Bank

Das genossenschaftliche Geldhaus hält die gegenwärtig skeptischeren Konjunktur-Erwartungen für 2022 für zu vorsichtig und sieht vor allem für zyklische Werte und Tech-Aktien positive Überraschungen.

Auf der Top-Pick-Liste der Bank stehen deshalb acht Aktien, die nach Meinung der Bank stark profitieren würden, wenn sich das aktuelle Missverhältnis zwischen vollen Auftragsbüchern und einem Mangel an Vorprodukten und Halbleitern wieder normalisieren werde. Im zweiten Halbjahr 2022 werde dies der Fall sein, so die DZ-Bank.

DZ-Bank: Diese drei deutschen Aktien sind besonders interessant

Für besonders interessant hält das Finanzinstitut neben General Motors, JP Morgan, Paypal, Schneider Electric und Microsoft auch drei deutsche Aktien: ThyssenKrupp, HeidelbergCement und Infineon.

Für den Stahlkonzern ThyssenKrupp, der auf Jahressicht zwar 20 Prozent im Plus notiert, mit einem aktuellen Kurs von 9,6 Euro (alle Börsenstände vom 28. Dezember), aber weit entfernt ist von einstigen Hochs bei knapp 47 Euro, sieht die DZ-Bank einen fairen Wert bei 14 Euro. Kurspotenzial ortet das Finanzinstitut wegen des Umbaus und der Aussicht auf den Börsengang der Wasserstoff-Elektrolyse-Tochter Uhde Chlorine Engineers.

HeidelbergCement, Baukonzern und zweitgrößter Zementhersteller der Erde, sieht die DZ-Bank bei 81 Euro korrekt bewertet. Aktuell notiert die Aktie bei 59,6 Euro. Hauptrisiken lägen in einer aufkommenden Konjunkturschwäche in den USA und in Europa sowie in hohen Energiepreisen.

Infineon sieht die Bank vor allem wegen der hohen Nachfrage nach Halbleitern und den Trends Elektrifizierung und Digitalisierung vor weiter hoher Nachfrage. Beim Kursziel haben sich die Analysten der Bank auf 48 Euro festgelegt, das wäre ein Plus von 23 Prozent gemessen am aktuellen Kurs.

Prognose der Deutschen Bank

Auf der Top-Pick-Liste steht hier wiederum die Schweizer Großbank UBS. Hauptargument für Analyst Benjamin Goy ist, dass die Inflation wohl kein temporäres Thema bleiben werde, dass die absehbare Zinswende aber noch nicht im Kurs eingepreist sei. Goy sieht daher ein Kursziel von zunächst 20 Franken, bei einem aktuellen Kurs von 16,5 Franken.

Zudem hat die Deutsche Bank, die bei ihren Analysten jedes Quartal die besten Investmentideen für die kommenden zwölf Monate abfragt, derzeit auf ihrer Favoritenliste: den Konsumgüterkonzern Colgate-Palmolive, den Sport-Ausrüster Under Armour, dazu die Finanzinstitute American Express und Wells Fargo - allesamt amerikanische Unternehmen.

Prognose von JP Morgan

Auch die größte US-Bank sieht den Bullenmarkt 2022 weiter stabil, wenn auch mit leicht angezogener Bremse. Der große S&P-500-Index werde auf 5.050 Punkte steigen, glaubt die Bank.

Am besten gefallen der US-Bank General Motors, Catarpillar, ein führender Anbieter von Baufahrzeugen, Motoren und Turbinen, dazu der Chemiegigant Dow und der Wohnungsbau-Konzern Lennar unter den Substanzwerten, dazu der Halbleiterkonzern Qualcomm, die Pharmakonzern Abbvie und Eli Lilly und die Bank of America. Unter den Wachstumswerten favorisieren die US-Banker vor allem die Schwergewichte Apple und Amazon. Auch die aktuell angeschlagene Disney-Aktie, deren Streaming-Geschäft Schwäche zeigte, werde sich erholen.

Prognose von Morgan Stanley

Die Kollegen der Investmentbank Morgan Stanley prognostizieren, dass 2022 weniger die Auswahl eines Landes oder Marktes, sondern vielmehr Stock-Picking wichtiger sein würden als bisher, also die konkrete und gezielte Auswahl einzelner Aktien. Zu tun habe dies mit steigenden Unsicherheitsfaktoren und reduzierten Chancen auf "big swings", also starke Bewegungen.

Auf der Top-Pick-Liste stehen beispielsweise das Taxi-Unternehmen Uber, der Ölriese Exxon und Apple. Für den Tech-Riesen, der gerade neue Allzeithochs gesehen hat, sieht die US-Bank ein Kursziel bei 200 Dollar - das ist, gemessen am gegenwärtigen Kurslevel, ein Plus von 11,5 Prozent. Vor allem die loyale Kundenbasis und der erwartete Launch neuer Geräte im Bereich Augmented Reality könnten hier Kurstreiber sein.

Morgan Stanley rät zu europäischen und japanischen Aktien

Insgesamt möge der Anleger jedoch vor allem einen Blick auf europäische und japanische Aktien werfen, die beide niedriger bewertet seien und mehr Potenzial hätten, so die US-Bank. Dies sieht auch JP Morgan ähnlich. Europäische Aktien seien "billig". Für Top-Werte in Europa hält Morgan Stanley den französischen Stromerzeuger EDF, der stark vor allem in den Bereichen Kernkraft und Wasserkraft engagiert sei. EDF ist der zweitgrößte Stromversorger der Erde, die Aktie schwächelt allerdings und liegt auf Jahressicht 19 Prozent im Minus.

Auch die spanische Ferrovial gehört zu den Lieblingsaktien der US-Banker. Ferrovial hat seinen Hauptsitz in Madrid, ist jedoch global im Bereich Verkehrsinfrastruktur aktiv, baut Eisenbahnlinien, Flughäfen, aber auch Museen und Einkaufszentren, betreibt etwa auch den britischen Flughafen Heathrow. Die Aktie hat 2021 rund 19 Prozent Plus gemacht.

Prognose der Commerzbank

Auf den Favoriten-Listen der Commerzbank stehen unter anderem die Aktien der BASF, der Munich Re und der Allianz, die alle drei auch mit ordentlichen Dividenden glänzen. So werde die Munich Re, ein weltweit führender Rückversicherer, 2022 wahrscheinlich eine Dividende von 10,35 Euro je Aktie ausschütten, das sei eine Rendite von aktuell gut vier Prozent. Parallel dazu sei das Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf günstig bewertet.

Auch bei der Allianz stünden Kurs und Gewinnsituation in einem Verhältnis, das ordentliche Kurssteigerung zulasse. Für den Chemieriesen BASF wiederum erwarte die Commerzbank eine Dividende von 3,4 Euro je Aktie, womit der Anleger zusätzlich zu denkbaren Kursgewinnen eine Rendite von 5,4 Prozent beim gegenwärtigen Kurs von 61,6 Euro erhalte. Auch die Kursziele anderer Banken für den Chemiekonzern sind ambitioniert und liegen zwischen 78 (Goldman Sachs) und 114 Euro (Bernstein).

Der Wermutstropfen aller anlegerfreundlichen Kursziele: Was wirklich kommen wird, weiß niemand. Mehr als ein Blick in die berühmte Glaskugel sind die Prognosen der Bankanalysten nicht, denn nicht nur fundamentale Nachrichten, sondern auch Hoffnungen und Sorgen sind zu jedem Zeitpunkt in den Kursen großer und liquider Aktien verarbeitet.

Viele Menschen im Internet sprechen seit geraumer Zeit vom Crash. Es ist zwar relativ unwahrscheinlich, dass es 2022 dazu kommt - ausschließen kann man einen Crash aber freilich auch nicht.

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