Übersicht: Diese Girokonten sind noch kostenlos - so wechseln Sie das Konto

Gebühren fürs Geldabheben am Automaten der eigenen Bank, 4,90 Euro für eine Überweisung auf Papier oder 15 Euro im Jahr für die Girocard: In der Zinsflaute langen manche Banken und Sparkassen kräftig hin. "Teilweise haben die Preiserhöhungen absurde Züge", kritisiert die Stiftung Warentest.
231 verschiedene Girokontenmodelle von 104 Finanzinstituten haben die Experten unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Nur 23 Angebote sind gratis – inklusive aller Onlinebuchungen sowie der Girocard fürs bargeldlose Shoppen und dem Geldabheben am Bankautomaten.
"Die Zahl der kostenlosen Girokonten ist in den vergangenen Jahren etwa gleich geblieben", sagt Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest. "Wir stellen aber fest, dass zahlreiche Institute bei den Gebühren kreativer werden. Plötzlich kostet die Girocard etwas oder die Überweisung am Schalter." Für Kunden sei es schwer, "den Wust neuer und alter Gebühren zu durchblicken", kritisieren die Experten in der aktuellen "Finanztest"-Ausgabe (Heft 9/2017).
"Fair bepreiste Konten anbieten", fordern die Verbraucherschützer
Ganz kostenlos sind allerdings auch nicht alle Gratis-Konten, außer der Kunde erledigt seine Bankgeschäfte online. Gebühren fallen zum Teil bei Überweisungen in Papierform, telefonischen Aufträgen oder bei schriftlichen Änderungen von Daueraufträgen an.
Den Verbraucherzentralen sind neue Gebühren als Reaktion auf niedrige Zinsen ein Dorn im Auge. In der Branche gebe es verbreitet einen Wildwuchs, sagt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Klaus Müller. Viele Institute hätten Kunden über Jahre zu einer Kostenlos-Kultur etwa rund ums Girokonto erzogen, weil sie sich Wettbewerbsvorteile davon versprochen hätten.
Nun würden auf teilweise intransparente Art Zusatzgebühren erhoben. "Unser Appell an die Banken und Sparkassen ist: nicht kreative neue Gebühren, sondern einfache, fair bepreiste Konten anbieten", sagte Müller. Das sieht selbst die Branche ähnlich. "Generell ist es gut, wenn man einfache Modelle anbietet, die der Kunde versteht", argumentiert Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB).
Wichtigste Ertragsquelle der Banken und Sparkassen ist traditionell der Zinsüberschuss – die Differenz zwischen dem, was die Institute auf der einen Seite zum Beispiel für Kredite kassieren und auf der anderen Seite ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen. Weil die EZB die Zinsen faktisch abgeschafft hat, brechen diese Erträge weg.
Zudem müssen Geschäftsbanken für Geld, das sie bei der EZB parken, 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Die Kosten dafür geben etliche Institute an Unternehmenskunden weiter. Auch vermögende Privatkunden müssen bei einigen Geldhäusern Strafzinsen auf hohe Guthaben zahlen.
Jeder Dritte bittet Privatkunden stärker zur Kasse
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens EY müssen sich viele Bankkunden in Deutschland auf weiter steigende Gebühren einstellen. Ein Drittel der Institute (32 Prozent) bittet Privatkunden bereits stärker zur Kasse oder plant dies bis Ende des Jahres. Es trifft vor allem das Girokonto. Gut jede vierte Bank (27 Prozent) erhöht hierfür die Gebühren. Knapp jede fünfte Bank (19 Prozent) nimmt mehr für Überweisungen.
"Früher war es möglich, mit hohen Zinseinnahmen andere Dienstleistungen quer zu subventionieren – das geht aktuell nicht mehr. Andere Ertragsquellen sind völlig versiegt", erläutert EY-Bankenexperte Dirk Müller-Tronnier. EY hatte 120 Banken in Deutschland quer durch alle Säulen befragt.
Aus Sicht von Stiftung-Warentest-Expertin Nicodemus sind "Kosten von fünf Euro im Monat für ein Girokonto in Ordnung, schließlich steht auch eine Dienstleistung dahinter". Wer mehr fürs Konto mit Buchungen und Girocard zahle, sollte wechseln – das Kontomodell oder die Bank (siehe unten).
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Von 231 Kontomodellen der 104 Banken sind laut Stiftung Warentest nur 23 Konten "ohne Wenn und Aber" kostenlos – 13 davon sind überregional erhältlich, von den zehn regionalen Angeboten liegen zwei in München. Alle Ergebnisse: im aktuellen Heft von "Finanztest". Quelle: Finanztest (9/2017)
So funktioniert ein Wechsel - Der Weg zum günstigen Konto
Gegen steigende Gebühren haben Verbraucher ein simples Mittel: Sie können einfach ihr Konto wechseln. Dafür bekommen sie Hilfe. So geht es:
Gestartet werden kann der Wechsel von der neuen Bank aus. Dafür müssen Kunden ein Konto eröffnen und das neue Geldinstitut zur Kontowechselhilfe ermächtigen. Den Umzug übernimmt dann die neue Bank.
Sie fordert bei der alten Bank eine Liste der Daueraufträge und der vorhandenen Informationen zu erteilten Lastschriftmandaten. Ebenfalls angefordert werden alle Daten über eingehende Überweisungen und Lastschriften. Die alte Bank muss innerhalb von fünf Geschäftstagen alle angeforderten Informationen liefern.
Sie darf Daueraufträge nicht mehr ausführen und Lastschriften nicht mehr akzeptieren. Das Konto wird geschlossen. Restguthaben wird überwiesen.
Beim Kontoumzug sollten Kunden immer besser kleinere Probleme mit einplanen. Wichtig: Lassen Sie das alte und neue Konto einige Zeit parallel laufen.
Lesen Sie dazu auch den AZ-Kommentar: Teure Girokonten - Die Macht der Kunden