Übernahme von Hochtief: Krieg der Bau-Bosse
MADRID/ESSEN - Die feindliche Übernahme: ACS steht bei Hochtief kurz vor dem Ziel - es fehlen nur noch 0,6 Prozent. Gewerkschafter und Hochtief-Betriebsräte bekriegen sich währenddessen offen.
Der Showdown läuft. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag läuft das Angebot des spanischen Baukonzerns ACS an die Hochtiefaktionäre ab. Im Lauf des Mittwoch kam ACS seinem Ziel einer feindlichen Übernahme immer näher. ACS steigerte seinen Anteil an Hochtief auf 29,4 Prozent. Damit fehlten ihm nur noch 0,6 Prozent zur 30-Prozent-Schwelle.
Nach dem Überschreiten der 30-Prozent-Hürde kann das Unternehmen weitere Hochtief-Aktien kaufen, ohne ein kostspieliges Pflichtangebot vorlegen zu müssen. Das endgültige Ergebnis der Aktion will der spanische Konzern am 4. Januar 2011 mitteilen. Vorsichtshalber verwies eine ACS-Sprecherin auf die gesetzlich vorgeschriebene erweiterte Annahmefrist, die bis zum 18. Januar gilt. Branchenkennern zufolge nehmen institutionelle Investoren Angebote zur Aktienübernahme oft erst ganz zum Ende der Frist an. Wenn alle Fristen abgelaufen sind, will ACS weitere Hochtief-Aktien auf dem Markt zukaufen, um auf einen Anteil von mehr als 50 Prozent zu kommen.
Da eine Übernahme mittlerweile als unausweichlich gilt, schafft das Hochtief-Management Fakten und hat alle wichtigen Darlehensverträge „an die aktuelle Situation angepasst“. Die Vorstände verpflichteten sich den Banken gegenüber, keine Verträge mit ACS zu unterzeichnen, die die Kreditwürdigkeit von Hochtief schwächen würden. Somit will der Vorstand offensichtlich vermeiden, dass Hochtief von ACS ausgeschlachtet wird, wie dies bei Übernahmen oft der Fall ist.
Gewerkschafter und Hochtief-Betriebsräte bekriegen sich währenddessen offen. Ohne Absprache mit dem Betriebsrat hatte die IG Bau mit ACS Vereinbarungen für den Fall einer Hochtief-Übernahme abgeschlossen. Jetzt vermutet Betriebsratschef Siegfried Müller, die Gewerkschaftsfunktionäre hätten sich mit lukrativen Posten von ACS kaufen lassen.
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