Überfällig

Die Steuerzahler subventionieren die Mini-Löhne der Firmen. Der Vize-Chefredakteur der AZ, Georg Thanscheidt, über Armut in München.
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Der Unbekannte verschwand mit dem Geldbeutel der 81-Jährigen.
Martha Schlüter 2 Der Unbekannte verschwand mit dem Geldbeutel der 81-Jährigen.
Georg Thanscheidt.
Ronald Zimmermann 2 Georg Thanscheidt.

Die Steuerzahler subventionieren die Mini-Löhne der Firmen. Der Vize-Chefredakteur der AZ, Georg Thanscheidt, über Armut in München.

Es ist kein Skandal, arm zu sein. Und es ist auch nicht per se ein Skandal, dass es in einer so reichen Stadt wie München Arme gibt. Es ist aber sehr wohl ein Skandal, dass es auch in unser Stadt Menschen gibt, die – obwohl sie arbeiten oder ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben – nicht genug Geld bekommen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Die Rede ist von so genannten „Aufstockern“. Bürgern, die so wenig Geld haben, dass der Staat ihnen mit Hartz IV unter die Arme greifen muss. Meist – das belegen die neuen Zahlen der Stadt – sind es Alte oder Alleinerziehende. Das heißt, Rentner, die wegen zu geringer Einzahlungen nur eine Mini-Rente beziehen und deswegen Grundsicherung bekommen. Oder Alleinerziehende, die geringe Stundenlöhne bekommen oder wegen fehlender Kindergarten- oder Krippenplätze nicht Vollzeit arbeiten können. In beiden Fällen sind diese Hilfsempfänger überproportional Frauen.

Der Skandal besteht nicht darin, dass sie der Allgemeinheit zur Last fallen. Der Skandal ist, dass es der Steuerzahler ist, der auf diese Weise prekäre Beschäftigungsverhältnisse subventioniert – Mini-Jobs zu Hungerlöhnen. Unternehmer haben gegen diese pervertierte Art des Kombi-Lohns nichts einzuwenden. Befreit er sie doch von der Verpflichtung, angemessene Gehälter zu zahlen.

Ökonomen mag es unsinnig erscheinen, gerade in der Wirtschaftskrise auf dem Arbeitsmarkt auch noch den Faktor Gerechtigkeit und Menschenwürde einzukalkulieren – angebracht und überfällig ist es trotzdem.

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