Udes Schützenhilfe
Ein Wahlkampf für die zum Erbarmen erfolglosen Genossen - Willi Bock, der Rathaus-Reporter der AZ, über den Vorstoß aus der SPD, Ministerpräsident Beckstein vom Anzapfen auf der Wiesn fernzuhalten.
Wie tief muss man ins Glas schauen, um Politik zu machen? Beim Derblecken auf dem Nockherberg, beim Anzapfen auf dem Oktoberfest und bei politischen Bierzelt-Predigten gehört der Rausch dazu. Nun lässt die jüngste Bierzelt- Schmäh des Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) den Münchner SPD-Ratsfraktionschef Helmut Schmid vollends überschäumen: Ob es denn Beckstein zuzumuten sei, zu den „Menschenfressern“ nach München zu kommen? Das muss die teure Stadtverwaltung jetzt erforschen.
Eigentlich gehört das in die Abteilung Nonsens. Genauso wie Becksteins Nürnberger Schmährede mit den „Menschenfressern“ auf den Nockherberg und die „Verlogenheit“ und „Verarschung“ des Münchner Oberbürgermeisters. Aber im September wird in Bayern wieder der Landtag gewählt. Da springt Ude gerne auf diesen Schmäh-Zug auf – wie schon beim Transrapid, bei dem er auf die Staatsregierung eingedroschen hat. Mit dem brachte er aus dem Rathaus heraus die Opposition gegen die Staatspartei CSU so richtig in Fahrt.
Mit der jüngsten Beckstein-Frotzelei kommt der prominenteste Politiker Bayerns wieder seinen zum Erbarmen erfolglosen Landes-Genossen zur Wahlkampf-Hilfe. Denn die kommen bisher selbst bei einer angeschlagenen CSU nicht in Umfragewerten nach oben. Da ist Udes scharfe Schützenhilfe aus dem Münchner Rathaus sehr willkommen. So ist Ude dabei, sich als außerparlamentarischer Oppositionsführer in den Wahlkampf einzumischen.