Tui will Frachtersparte loswerden

Das Reiseunternehmen Tui bereitet sich auf die Trennung von Hapag-Llloyd vor. Dabei sollen alle Möglichkeiten, wie eine Fusion, ein Spin-off oder der Verkauf als Ganzes ins Auge gefasst werden.
von  Abendzeitung
Hapag-Lloyd ist eine Tochter von Tui
Hapag-Lloyd ist eine Tochter von Tui © AP

Das Reiseunternehmen Tui bereitet sich auf die Trennung von Hapag-Llloyd vor. Dabei sollen alle Möglichkeiten, wie eine Fusion, ein Spin-off oder der Verkauf als Ganzes ins Auge gefasst werden.

Eine Gruppe Hamburger Investoren und Kaufleute will sich dafür einsetzen, Hapag-Lloyd als eigenständige Reederei mit dem Standort Hamburg zu erhalten. Mit dem Vorstand und den Aktionären der Hapag-Lloyd -Muttergesellschaft Tui soll ausgelotet werden, wie dieses Ziel erreicht werden könne, teilten der frühere Finanzsenator Wolfgang Peiner und der Persönlich haftende Gesellschafter der Privatbank M.M.Warburg, Christian Olearius, am Montag in Hamburg mit. Zu der Gruppe zählt dem Vernehmen nach auch der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne. Weitere Investoren seien willkommen. Tui-Aktien haben sich am Montagmittag deutlich besser gehalten als der Dax .

In Hamburger wächst die Sorge um die Zukunft der Reederei, weil die Perspektiven für den Mutterkonzern Tui gegenwärtig sehr unklar sind. Am Montag beriet der Tui-Aufsichtsrat in Hannover über eine mögliche Trennung des Tourismus- und des Schifffahrtsgeschäfts. Falls Hapag-Lloyd nicht zu 100 Prozent unter dem Tui-Dach bleiben sollte, kämen verschiedene Alternativen für die traditionsreiche Reederei in Betracht, zum Beispiel ein Verkauf, eine Fusion mit einem anderen Schifffahrtsunternehmen oder eine Verselbstständigung. Auch eine Fusion mit der Reederei Hamburg Süd wird immer wieder diskutiert. Als wenig aussichtsreich gilt gegenwärtig wegen der schwachen Aktienkurse ein Börsengang.

Hamburg kaum handlungsfähig

Welchen Weg Tui und damit Hapag-Lloyd letztlich einschlagen, ist abhängig von mehreren Aktionärsgruppen, die zum Teil unterschiedliche Interessen verfolgen, darunter der norwegische Reeder John Fredriksen, der russische Oligarch Alexej Mordaschow, die spanische Hotelgruppe RIU und eine marrokanische Bank. Die Kräfteverhältnisse in dem Unternehmen und die Absichten von Vorstandschef Michael Frenzel sind kaum einzuschätzen. Die Hamburger Investoren wollen deshalb das Gespräch mit allen Gruppierungen suchen sowie mit den Arbeitnehmern. Die Aufsichtsräte der Arbeitnehmerseite haben angekündigt, sie würden keiner Lösung zustimmen, die den Tui- Standort Hannover oder den Hapag-Lloyd-Standort Hamburg gefährden würde.

Die Stadt Hamburg selbst, die sich bereits mehrfach an Unternehmen beteiligt hat, um negative Einflüsse oder Arbeitsplatzverluste zu verhindern, ist gegenwärtig kaum handlungsfähig. Während der laufenden Koalitionsverhandlungen sollen keine weitreichenden Entscheidungen gefällt werden, um den künftigen Senat nicht festzulegen. Zudem hätte die Stadt nicht die Möglichkeit, Hapag- Lloyd-Aktien zu erwerben; sie sind gegenwärtig noch nicht auf dem Markt.

Warten auf die Bilanz-PK

Hapag-Lloyd gehört seit der Übernahme der Reederei CP Ships 2005 zu den fünf größten Containerreedereien weltweit. In den ersten neun Monaten des Jahres 2007 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro und transportierte 4,1 Millionen Standardcontainer (Teu). Die Flotte besteht aus 142 Containerschiffen mit einer Kapazität von 514 000 Teu. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 8400 Mitarbeiter. Weitere Informationen kündigte der Konzern für seine Bilanz-Pressekonferenz und Analysten-Konferenz zum Geschäftsjahr 2007 am (morgigen) Dienstag an. Schon seit gut einer Woche hieß es, die Konzernspitze der TUI AG sei von ihrem ursprünglichen Kurs abgewichen und wolle auf der Aufsichtsratssitzung eine Zerschlagung in die Schifffahrts- und die Tourismussparte vorschlagen. Angestoßen hatte die aktuelle Diskussion der norwegische TUI-Großaktionär und Reeder John Fredriksen, der derzeit gut fünf Prozent der Anteile hält. (nz/ dpa/ AP)

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