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Wie sexy darf’s noch sein? Was sollte man vermeiden? Was ist die Trendfarbe? Die Tipps der Modeberaterin für den gelungenen und selbstbewussten Auft
von  Nathalie Kettinger
Raffaele (84) „München hat so viele schöne Frauen. Es ist wunderbar, wie sie sich kleiden und die Art und Weise, wie sie gehen und sich bewegen. Ich selbst ziehe am liebsten Anzüge an, am besten aus Neapel. Das steht mir und passt zu mir. So begegne ich gern den Frauen.
Raffaele (84) „München hat so viele schöne Frauen. Es ist wunderbar, wie sie sich kleiden und die Art und Weise, wie sie gehen und sich bewegen. Ich selbst ziehe am liebsten Anzüge an, am besten aus Neapel. Das steht mir und passt zu mir. So begegne ich gern den Frauen.

Wie sexy darf’s noch sein? Was sollte man vermeiden? Was ist die Trendfarbe? Die Tipps der Modeberaterin für den gelungenen und selbstbewussten Auftritt

München Von wegen gedeckt und unauffällig. Die älteren Semester sollen sich auch modisch nicht verstecken. Wie man’s richtig macht, erklärt die Stilberaterin Sonja Grau.

AZ: Frau Grau, was raten Sie der Generation 60plus um modisch „up to date“ zu sein?

SONJA GRAU: Senioren empfehle ich generell, Farbe zu tragen, um aus der allzu klassischen, oftmals langweiligen Schiene herauszukommen. Älter werden heißt nicht, dass man auf Farben und Muster verzichten muss. In dieser Saison bietet sich zum Beispiel Royalblau als wunderschöne, elegante Kombinationsfarbe an – uni oder im Mustermix –, egal ob zu Dunkelblau, Schwarz, Grau oder Beige, der Träger wird immer einen guten Auftritt haben.

Wie sieht es mit Jeans aus?

Jeans ist bei beiden Geschlechtern sehr trendy.

Sind die Senioren im Vergleich zu früher modebewusster geworden?

Ja! Senioren fühlen sich heute nicht mehr zum „alten Eisen“ gehörend, sondern leben nach dem Motto „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!“. Sie wollen sich etwas leisten, gönnen – und genießen jeden Tag aufs Neue. Sie wollen dazu gehören: überall, und natürlich auch bei der Mode und den Trends, was ich wichtig und richtig finde. Chic zu sein ist „in“ – auch bei den Senioren!

Wie sexy darf es mit 60 sein?

So sexy, dass es nicht grenzwertig ist. Betrachtet man sich sorgsam selbst und lässt gesunde Selbstkritik walten, dann weiß man, was geht oder was nicht. Generell kommt es auf das Kleidungsstück an, für welches man sich entscheidet. Ist der Wohlfühl- und Bewegungsfreiheits-Faktor berücksichtigt und zeichnet das Modell Problemzonen nicht unnötig ab, dann befindet man sich in der Regel auf der richtigen Seite. Wichtig ist, dass man seine Entscheidung selbst fällt, denn schließlich weiß man selbst am besten, was man will, was geht und wie man sich fühlt. Die oft weit verbreiteten Meinungen, dass die Senioren sich bei Farben, Trends oder auch langen Haaren zurückhalten müssen, weil sie nun doch Senioren sind, sehe ich generell als falsch und veraltet an.

Welche Kleidungsstücke sollte man ab einem gewissen Alter lieber der jüngeren Generation überlassen?

Kurze Röcke, kurze Hosen, den Rock- und Punk-Style, äußerst spitze Schuhe, Cowboy-Boots, Muskel-Shirts, Oberteile mit Spaghetti-Trägern... Generell sollte von zu eng anliegender oder zu weit geschnittener Kleidung Abstand genommen werden – beides ist in der Regel nicht vorteilhaft für den Träger.

Immer mehr Branchen reagieren auf die „Wirtschaftskraft Senioren“. Wie sieht es bei der Bekleidungsindustrie aus?

Genau so. Es gibt zunehmend mehr ältere Models, welche mit das Aushängeschild einer Marke sind, um die Zielgruppe anzusprechen. So konnte man im Juli auf der Fashion-Week in Berlin die einstige Eisprinzessin Marika Kilius zum ersten Mal auf dem Catwalk von Sava Nald im Hotel Adlon bewundern. Ich persönlich finde diesen Trend sehr schön und musste nicht selten feststellen, dass ein älteres Model, das Zufriedenheit in Verbindung mit Reife ausstrahlt, einem jüngeren Model generell gleichzustellen ist. Manches Mal ist es sogar so, dass das ältere Model dem jüngeren die Show ein klein wenig stehlen kann.

Sie sind Stil-Beraterin und Personal-Shopper. Wo gibt es bequeme Kleidung, die trotzdem nicht altbacken wirkt?

Überall! Die schönsten Modelle findet man beim Durchstöbern der Boutiquen und Modehäuser, der Etagen und Kleiderständer. Überall kann etwas für einen mit dabei sein. Altbacken wirkt Kleidung in der Regel dann, wenn man nur nach Modellen greift, die trist und aussagelos in Design und Farbe sind – das gilt übrigens generell, nicht nur für Senioren. Ich empfehle, authentisch vorzugehen und nach dem zu greifen, in dem man sich wohl fühlt und das vielleicht noch, gerade bei den Herren, etwas funktionell ist. Schließlich tragen sie keine Handtaschen. Bei den Damen empfehle ich in erster Linie, neben der Kleidung auch auf chices Schuhwerk zu achten. Wenn man noch gut darin gehen kann, dann darf es ruhig ein hübscher, höherer Pumps sein. Man muss ja keinen hohen Plateau-Heel wählen oder Wanderungen mit ihm unternehmen. Der trendige Peep-toe – ein Schuh mit Luft für den Zeh – macht oft eine schöne Figur und rundet das Outfit gekonnt ab. Dazu empfehle ich den Damen auch in puncto Frisur authentisch zu bleiben. Ab 60 müssen nicht alle die obligatorische, in der Regel aussagelose, Kurzhaarfrisur tragen. Auch das Accessoire Schmuck darf ausgelebt werden! Ihr Mode-Fazit... Bei den Senioren gilt insgesamt dasselbe wie bei denjenigen, die es noch nicht sind: Die Kleidung sollte zur Persönlichkeit passen und diese gekonnt unterstreichen – dabei ist es unabhängig, wie alt man ist! Stil ist generell geld- und altersunabhängig! Interview: Natalie Kettinger 

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