Toyota unter Vertuschungsverdacht

Toyotas Image ist angesichts der Pannenserie um klemmende Gaspedale und nicht funktionierende Bremsen sowieso schon angekratzt, aber nun verstrickt sich der japanische Konzern auch noch in Ungereimtheiten. Hat er etwa versucht, die Mängel zu vertuschen?
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Toyota verspielt seinen guten Ruf
dpa Toyota verspielt seinen guten Ruf

WASHINGTON - Toyotas Image ist angesichts der Pannenserie um klemmende Gaspedale und nicht funktionierende Bremsen sowieso schon angekratzt, aber nun verstrickt sich der japanische Konzern auch noch in Ungereimtheiten. Hat er etwa versucht, die Mängel zu vertuschen?

In der Pannen-Affäre gerät der japanische Autohersteller Toyota immer mehr in die Defensive: Jetzt steht der Vorwurf im Raum, Toyota habe versucht, die Mängel zu vertuschen. Interne Dokumente, die das Unternehmen mehreren Ausschüssen des US-Kongresses überlassen hatte, untermauern diese Sichtweise. Wie US-Medien unter Berufung auf die Papiere berichten, rühmt sich der Autobauer darin, vor drei Jahren durch gute Lobby-Arbeit in den USA einen massiven Rückruf vermieden zu haben. Dadurch habe das Unternehmen 100 Millionen Dollar gespart, hieß es demnach in Dokumenten vom Sommer 2009.

Bereits damals ging es um das ungewollte Beschleunigen in einigen Toyota-Modellen. Am Ende der Diskussion mit den US-Behörden rief der japanische Hersteller im September 2007 lediglich 55.000 Autos zurück, weil sich die Fußmatten mit den Gaspedalen zu verkeilen drohten. Mittlerweile sind es 5,3 Millionen Wagen, die alleine wegen dieses Mangels in die Werkstätten müssen.

„Die Sicherheit unserer Kunden hat für uns oberste Priorität“, kommentierte Toyota. „Etwas anderes auf Basis einer internen Präsentation zu schlussfolgern, ist falsch.“ Eine Sprecherin des US-Verkehrsministeriums dagegen nannte die Unterlagen „sehr vielsagend“. Am Dienstag beginnen die Anhörungen vor den Kongressausschüssen, am Mittwoch erscheint Konzernchef Akio Toyoda persönlich in Washington.

Doch das ist nicht der einzige Punkt, bei dem Toyota in Erklärungsnöte gerät. Kongressabgeordnete werfen dem Unternehmen eine unzulängliche Fehlersuche vor. In einem Brief an die Toyota-Spitze bemängeln die Demokraten Henry Waxman und Bart Stupak, dass sich der Hersteller schon früh auf rutschende Fußmatten und klemmende Gaspedale als Grund für das ungewollte Beschleunigen festgelegt habe. Probleme mit der Elektronik habe der Konzern dagegen außer Acht gelassen.

Wie bei vielen anderen Autoherstellern auch, ist das Gaspedal bei Toyota zumeist nur noch per Elektronik mit dem Motor verbunden. Der althergebrachte Seilzug fehlt. Toyota selbst hatte Probleme mit der elektronischen Motorsteuerung ausgeschlossen und diese Sichtweise mit einer externen Studie untermauert. Diese Studie, so die Abgeordneten, weise erhebliche Fehler auf. Tatsächlich seien die wenigsten bekannten Vorfälle auf klemmende Gaspedale oder rutschende Fußmatten zurückzuführen, sagen sie, und berufen sich dabei auf überlassene Aufzeichnungen der Beschwerde-Hotline von Toyota.

Inzwischen haben sich auch die US-Börsenaufsicht SEC und ein New Yorker Gericht in den Fall eingeschaltet. Beide Stellen verlangen Einsicht in Dokumente über die jüngsten Rückrufe. Das Einschreiten der Anklagekammer an einem New Yorker Gericht könnte zudem in einem Strafverfahren münden. Durch das ungewollte Beschleunigen von Toyota-Wagen sollen alleine in den USA 34 Menschen ihr Leben verloren haben.

Der Autobauer ruft weltweit 8,5 Millionen Wagen wegen diverser gefährlicher Defekte zurück. Bei Hybridautos drohen die Bremsen zeitweilig zu versagen. In Deutschland ruft Toyota wegen der klemmenden Gaspedale rund 216.000 Wagen zurück. Am Montag sind die ersten Briefe des Kraftfahrt-Bundesamtes an die Halter rausgegangen. Die Pannen haben Toyotas Image schwer beschädigt. (nz/dpa/apn)

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