Toyota laufen in Deutschland die Kunden weg

FRANKFURT/TOKIO - Die Pannenserie bei Toyota drückt eine kräftige Delle in den Absatz des Autokonzerns. Nun sollen die fehlerhaften Teile schnellstens ausgetauscht werden. In Japan wächst indes die Kritik an Firmenchef Toyoda.
Toyota Deutschland hat wegen der Qualitätsprobleme mit klemmenden Gaspedalen nach eigenen Angaben einen massiven Absatzrückgang verzeichnet. «Seit die negativen Schlagzeilen vor gut zehn Tagen begannen, ging bei uns der Absatz um 20 Prozent zurück», sagte Deutschland-Chef Alain Uyttenkoven in einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview der «Wirtschaftswoche».
Der Vorstandsvorsitzende des japanischen Konzerns, Akio Toyoda, kam unterdessen auch nach seiner öffentlichen Entschuldigung nicht aus der Kritik heraus: Sie komme viel zu spät und sei nicht ausreichend, kommentierten japanische Medien. Uyttenhoven kündigte an, dass der Rückruf von rund 216.000 Fahrzeugen in Deutschland in den kommenden Tagen beginnen werde. Toyota werde das in eigener Regie machen, weil das Kraftfahrtbundesamt erst Ende Februar damit beginnen werde, Rückrufbriefe zu verschicken. «Wir wollen nicht solange warten», zitiert ihn die Wirtschaftswoche. «Bereits Ende der kommenden Woche werden wir an die Händler die Teile verschickt haben, die nötig sind, um die Gaspedale von 56.000 Fahrzeugen in Europa zu modifizieren.» In den Wochen danach würden weitere 90.000 Teile pro Woche ausgeliefert, der Einbau dauere eine halbe Stunde pro Fahrzeug.
Toyodas Verhalten in der weltweiten Rückrufaktion wurde von den einheimischen Medien am Samstag scharf kritisiert. «Worte sind nicht genug» titelte die Zeitung «Nikkei» in einem Leitartikel. Die Zeitung «Asahi» nannte die Äußerungen Toyodas «vollkommen zu spät». Die gesamte Welt könne jetzt zuschauen, wie Toyota «in Demut» aus einer Serie von Fehlern lernen «und sichere Fahrzeuge herstellen» könne, schrieb das Blatt.
Probleme offenbar nun auch mit Prius-Bremsen
Der Konzernchef hatte sich in einer eilig einberufenen Pressekonferenz bei den Kunden entschuldigt und Abhilfe zugesichert. «Bitte glauben Sie mir. Wir stellen den Kunden immer an die erste Stelle», sagte der Enkel des Firmengründers auf Englisch.
Der bislang vor allem auf hohe Qualität gestützte Ruf des weltweit größten Autoherstellers hat in jüngster Zeit gleich mehrere Schläge einstecken müssen. Zuerst kämpften Kunden in den USA mit Fußmatten, die sich in den Pedalen verfangen konnten. Ernster, weil auf einem technischen Fehler beruhend, waren hakelige Gaspedale, die unter Umständen in Vollgasstellung steckenbleiben können. Weltweit rund 4,5 Millionen Fahrzeuge sind deswegen in die Werkstätten zurückgerufen worden, darunter mehr als 215.000 Autos in Deutschland.
Zu den Problemen mit den Gaspedalen bei einer Reihe von Modellen kommen nun offenbar auch noch welche mit Bremsen beim umweltpolitischen Vorzeigeauto Prius: Beim Bremsen könne es Verzögerungen geben, berichteten Prius-Fahrer in den USA. Die Tokioter Zeitung «Shimbun» berichtete, das japanische Verkehrsministerium habe 14 Beschwerden wegen der Prius-Bremsen erhalten. (apn)