Toyota-Chef sagt in Washington "Sorry"
WASHINGTON - Toyota-Chef Toyoda ist extra nach Washington gereist, um sich vor dem Kongress für die Qualitätsprobleme zu entschuldigen. Er empfinde "tiefes Bedauern" für jeden Unfall, jeder Tote und jeder Verletzte tue ihm leid. Doch den Abgeordneten reicht ein "Sorry" nicht, sie üben harsche Kritik.
Der Chef des Autokonzerns Toyota, Akio Toyoda, hat sich am Mittwoch (Ortszeit) im US-Kongress bei Millionen amerikanischen Kunden für Sicherheitsmängel an seinen Modellen entschuldigt. „Wir konnten mit unserer Belegschaft und unserer Organisation unserem Wachstum nicht folgen“, sagte der 53-jährige Topmanager bei einer Anhörung vor einem Ausschuss des Parlaments in einer vorbereiteten Erklärung.
Er bedauere, „dass diese Entwicklung zu den bei den Rückrufen erwähnten Sicherheitsfragen geführt habe, die wir heute bewältigen müssen. Ich empfinde tiefes Bedauern für jeden Unfall, den Toyota-Fahrer erlitten haben“. Jeder Tote und jeder Verletzte tue ihm leid. „Mein Mitgefühl gehört ihnen vom Grunde meines Herzens.“ Die Sicherheit der Kunden habe oberste Priorität.
Das bezweifelte indes der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Edolphus Towns. „Toyota hat Beschwerden ignoriert oder kleingeredet“, wetterte Towns. Der weltgrößte Autobauer sei eher auf den eigenen Profit aus gewesen als auf die Sicherheit seiner Kunden. „Toyota hat vor den Kunden versagt.“
Towns kritisierte den Umgang des Unternehmens mit dem Problem in deutlichen Worten. Der Autobauer habe die Schuld für die Defekte zuerst auf Fußmatten geschoben, „sogar bei Autos, die gar keine Fußmatten hatten“. Dann habe Toyota sie auf klemmende Pedale geschoben. „Ich bleibe skeptisch, dass dies die einzigen Ursachen sind.“
Entschuldigung kommt in Japan gut an
Toyoda beharrte in seiner dreistündigen Anhörung aber darauf, dass die beschriebenen Probleme nichts mit der Elektronik der Fahrzeuge zu tun hätten. Das hatten unabhängige Experten angedeutet. Bei Unfällen durch ungewolltes Beschleunigen sollen in den vergangenen Jahren 34 Menschen gestorben sein. Wegen Problemen mit Gaspedalen, Fußmatten und Bremsen hat Toyota mittlerweile weltweit 8,5 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen, den überwiegenden Teil davon auf dem US-Markt.
„Es ist eine Sache, Entschuldigung zu sagen“, griff der Abgeordnete Elijah Cummings den japanischen Konzernchef an. Es sei aber eine andere Sache, Probleme zu verschleppen. So sei verloren gegangenes Vertrauen nur schwer zurückzugewinnen. Das Unternehmen steht vor allem wegen einer an die Öffentlichkeit gelangten Präsentation im Kreuzfeuer, in der sich der Autobauer damit rühmt, vor drei Jahren durch gute Lobby-Arbeit einen massiven Rückruf verhindert zu haben.
„Das ist eines der beschämendsten Dokumente, das ich jemals gesehen habe“, sagte der Abgeordnete John Mica. Das Schriftstück untergrabe die Reputation jedes Produkts, auf dem „Made in Japan“ stehe. Toyotas Nordamerika-Chef Yoshimi Inaba distanzierte sich von dem Vorfall. Der Inhalt des Dokuments widerspreche allem, wofür er und das Unternehmen stünden.
Kritik erntete auch die US-Behörde für Verkehrssicherheit, NHTSA. Towns warf ihr vor, tatenlos zugesehen zu haben, obwohl sich die Beschwerden von Fahrern gehäuft hätten. Den Vorwurf wies Verkehrsminister Ray LaHood zurück: Man nehme alle Beschwerden ernst.
In Japan kam die Entschuldigung von Toyota-Chef Toyoda gut an. „Für japanische Verhältnisse hat er sich gut geschlagen”, sagte Ryoichi Shinozaki, Krisenmanager bei der Firma Kyodo Public Relations. Der Auftritt war das Top-Thema aller Zeitungen und Nachrichtensendungen. (dpa/apn/nz)
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