Tiefes Unbehagen

Verdi scheint im Post-Arbeitskampf entschlossen, sich sowohl finanziell ein Stück vom Kuchen zu holen als auch bei der Arbeitszeit keinen Millimeter zu weichen. Heiner Sieger, AZ-Wirtschafts- redakteur, über ein riskantes Spiel und was dieses gefährdet.
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Heiner Sieger
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Verdi scheint im Post-Arbeitskampf entschlossen, sich sowohl finanziell ein Stück vom Kuchen zu holen als auch bei der Arbeitszeit keinen Millimeter zu weichen. Heiner Sieger, AZ-Wirtschafts- redakteur, über ein riskantes Spiel und was dieses gefährdet.

Der Gang zum Briefkasten war für viele Bürger, vor allem im Münchner Osten, vergebens. Das Tarifangebot der Deutschen Post AG an die Beschäftigten könne man „in die Tonne kloppen", haute ein Gewerkschaftsprecher zur Begründung des Briefträgerstreiks kräftig auf den Putz. Den Betroffenen bleibt da nur die Hoffnung, dass ihre Post nicht auch in die Tonne gehauen wird, sondern möglichst schnell ankommt.

Die Unversöhnlichkeit, die aus solch heftigen Formulierungen trieft, mag in einem tief sitzenden Gefühl des Unbehagens wurzeln. Wie weite Teile der Bevölkerung sind auch die Beschäftigten der Post unzufrieden mit der Höhe ihrer Entlohnung. Zum einen, da angesichts einer immer höheren Inflationsrate die Lohnsteigerungen kaum noch spürbar sind. Zum anderen, weil die Post wie viele andere Konzerne Milliardengewinne schreibt. Doch Ausschüttungen kommen nur den Aktionären zugute.

Bei Verdi scheinen die Verantwortlichen entschlossen, sich sowohl finanziell ein Stück vom Kuchen zu holen als auch bei der Arbeitszeit keinen Millimeter zu weichen. Ein riskantes Spiel. Denn es gefährdet Wettbewerbsfähigkeit und Jobs bei der Post.

Zeitgemäßer wäre womöglich eine Einigung im Sinne dessen, was Union und SPD am Montag beschlossen: Mitarbeiter künftig stärker an den Erfolgen der Firmen zu beteiligen.Wenn die Angestellten zu Aktionären werden, werden die Gewinne gerechter und die Briefe bald wieder zügig verteilt.

Heiner Sieger

Der Autor ist AZ-Wirtschaftsredakteur

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