Teures Tanken ohne Ende: Diesel-Preis auf Allzeithoch

Seit Monaten treiben steigende Ölpreise die Kosten an der Zapfsäule in Rekordhöhen. Die Teuerung sorgt für politische Debatten- und Verärgerung.
Leonie Fuchs |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Bald unbezahlbar? Die Kraftstoffpreise liegen derzeit auf einem ähnlichen Hoch wie im Rekordjahr 2012.
Bald unbezahlbar? Die Kraftstoffpreise liegen derzeit auf einem ähnlichen Hoch wie im Rekordjahr 2012. © Frank Rumpenhorst/dpa

Das ist Autofahrer-Abzocke par excellence", sagt Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland, über die bundesweit gestiegenen Spritpreise der AZ. Die befinden sich aktuell auf einem Rekordhoch.

Spritpreise steigen seit Monaten

Diesel ist an Tankstellen in Deutschland so teuer wie nie. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Sonntags lag der Preis bei 1,555 Euro pro Liter, wie der ADAC am Montag mitteilte. Damit übertraf er den Rekord von 1,554 Euro pro Liter vom 26. August 2012. Auch Benzin nähert sich dem Höchststand. Super der Sorte E10 lag am Sonntag bei 1,667 Euro pro Liter. Damit fehlen nur noch 4,2 Cent zum Rekord von 1,709 Euro am 13. September 2012.

Die Spritpreise steigen seit Monaten aus diversen Gründen, so Haberland weiter zur AZ. Zum einen werde nach dem Corona-Jahr 2020 generell wieder mehr mit dem Auto zur Arbeit gefahren und auch der Versorgungs- und Industrieverkehr habe auf der Straße wieder zugenommen.

Treiber für die Preiserhöhungen an der Zapfsäule sei der zunehmende Barrel-Rohöl-Preis, der 86 Dollar koste und sich somit ebenso auf einem Höchststand befinde. 2020 lag der Preis im Frühjahr noch bei unter 25 Dollar.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Beim Diesel wird der Anstieg auch durch die herbsttypische hohe Nachfrage nach Heizöl verstärkt. Seit Jahresbeginn sorgt zudem der Kohlendioxid-Preis von 25 Euro pro Tonne für einen Extra-Aufschlag von rund sechs bis acht Cent je Liter. Die eingeführte CO2-Steuer von acht Cent pro Liter sei laut Haberland folglich ein weiterer Grund für die Teuerung.

Haberland: "Wir sprechen hier ja nicht von einem Schokoriegel, der teurer wird"

Besonders drastisch ist die Entwicklung, wenn man sie mit dem Vorjahr vergleicht. Damals hatten Öl- und Spritpreise durch die Corona-Krise Tiefstände erreicht, bevor Anfang November 2020 die Trendwende kam. Und eine Entspannung sei nicht in Sicht: "Wenn das so weiter geht, haben wir bis Ende des Jahres eine Verdoppelung der Spritpreise im Vergleich zum Vorjahr", so Haberland.

"Wir sprechen hier ja nicht von einem Schokoriegel, der teurer wird." Günstiger Sprit werde benötigt, um mobil zu sein - "in die Stadt, zum Arzt, oder zum Pendeln". Das Auto sei Verkehrsmittel Nummer eins in Deutschland. Mit dem Anstieg werde Menschen die Lebensgrundlage genommen.

Ähnlich sieht dies ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand - und appelliert auf AZ-Anfrage an die künftige Regierung "jegliche Gedankenspiele über ein schnelleres Ansteigen des CO2-Preises zu unterlassen". Aufgabe sei es, Mobilität und Klimaschutz zu vereinbaren.

Hillebrand über Mobilität: Kostengünstige Alternativen fehlen

Dabei müsse es gelingen, dass auch Menschen mit niedrigem Einkommen mobil bleiben können. Kostengünstige Alternativen würden bislang fehlen, etwa günstige E-Pkw oder ein gut getakteter ÖPNV. Auch müssten Berufstätige, wie Pendler, die Möglichkeit haben, die für den Arbeitsweg anfallenden Kosten steuerlich berücksichtigen zu können.

Ein großer Teil des Kraftstoffpreises sind Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer und CO2-Preis: Bei Diesel macht das auf dem aktuellen Preisniveau rund 78 Cent pro Liter aus, bei Superbenzin zwischen 97 und 98 Cent. Die Mehrwertsteuer, die seit Anfang des Jahres wieder 19 Prozent betrage, sei damit beim Sprit mit plus drei Prozent "eine Steuer auf die Steuer", so Haberland.

Haberland: "Bei zwei Euro muss Schluss sein beim Benzin"

"Der Staat bedient sich willkürlich bei den Menschen, die aufs Auto, auf den Transporter, den Lkw, den Baulaster angewiesen sind - und greift voll zu", sagt er. Der Automobilclub fordert deshalb eine Spritpreisbremse: "Bei zwei Euro muss Schluss beim Benzin sein und bei 1,80 Euro für Diesel." Mehr sei den Menschen nicht zumutbar.

Die aktuelle Bundesregierung sieht kaum Möglichkeiten, die Höhe der Spritpreise zu beeinflussen. Sie hingen von Großhandelspreisen ab, so eine Ministeriumssprecherin am Montag. "Ein Eingriff staatlicherseits ist nicht nur nicht üblich, sondern ist auch rein rechtlich nicht möglich." Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) habe jedoch vorgeschlagen, die Teuerung etwa über ein höheres Wohngeld abzufedern.

Sündhaft teurer Spirt: Tanktourismus nimmt zu

Beim Tanken ein paar Euro zu sparen - das versuchen derzeit viele Fahrer und befüllen ihre Autos in Nachbarländern. Etwa in Österreich, wo es keine CO2-Abgabe gibt und die Mineralölsteuer niedriger ist, so Florian Hördegen vom ADAC zum BR. Super kostet dort 1,38 und Diesel 1,35 pro Liter (Stand Montag).

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
Teilen
lädt ... nicht eingeloggt
 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.