Teure Abzocke bei den Strompreisen

Die Kilowattstunde Strom kostet an der Strombörse gerade mal 3,7 Cent. Münchner Haushalte zahlen das Fünffache. Verbraucherschützer fordern zum Wechsel des Stromanbieters auf.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Strom wird immer teurer
dpa Strom wird immer teurer

Die Kilowattstunde Strom kostet an der Strombörse gerade mal 3,7 Cent. Münchner Haushalte zahlen das Fünffache. Verbraucherschützer fordern zum Wechsel des Stromanbieters auf.

Strom wird immer billiger – aber die Verbraucher zahlen drauf. Die Preise für Strom an der Leipziger Strombörse haben sich innerhalb eines Jahres halbiert. Der Grund: Die Finanzkrise hat die Nachfrage nach Strom verringert und die Energiepreise gesenkt. Verbraucher aber zahlen nicht die Hälfte: Sie müssen bundesweit 5,8 Prozent mehr Geld für Strom ausgeben als noch vor einem Jahr.

„Das ist schwer nachvollziehbar“, sagt Dagmar Ginzel vom Verbraucherportal Verivox zur AZ. „Die Preise für Verbraucher sind seit 2005 kontinuierlich gestiegen.“

Beispiel München: Wer bei den Stadtwerken Kunde ist und den Tarif „M-Kompakt“ gebucht hat, zahlt 19,4 Cent pro Kilowattstunde Strom. Im Januar erst hatten die Stadtwerke ihren Strom 13 Prozent teurer gemacht.

Im gleichen Zeitraum sank der Wert für eine Kilowattstunde Strom an der Leipziger Strombörse um fast die Hälfte: von 7,3 auf 3,7 Cent.

Während die Privathaushalte mehr für Strom zahlen, profitieren Weiterverteiler wie die Stadtwerke und Sondervertragskunden aus der Wirtschaft vom Preisrutsch auf dem Strommarkt. Weiterverteiler zahlen laut Statistischem Bundesamt 22 Prozent weniger als noch vor einem Jahr, Sondervertragskunden wie große Konzerne zahlen 10,8 Prozent weniger.

Warum geben die Stadtwerke den Preisrutsch am Strommarkt nicht an die Privathaushalte weiter? „Die Eindeckung des Vertriebs für Privatstromkunden erfolgt in längeren Zeiträumen“, sagt Stadtwerke-Sprecher Christian Miehling. Soll heißen: Der Strom, den die Münchner heute verbrauchen, wurde laut Stadtwerken zu einem Zeitpunkt produziert oder eingekauft, als Energie teurer war. Die Preise für Großkunden aus der Industrie sind deshalb niedriger, weil die Konzerne teils über stärkere Energieleitungen verfügen und auch insgesamt viel größere Strommengen nachfragen. So können die Stadtwerke die Preise günstiger berechnen.

Daniela Czekalla, Energieexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern, kritisiert, dass „die Verbraucher nichts spüren von den mehrfach gesunkenen Anschaffungspreisen für die Versorger“. Die Strompreise in Deutschland seien mit die höchsten in Europa.

Verbraucher hätten zwar ein Recht, gegen Strompreis-Erhöhungen Einspruch einzulegen und vom Versorger die Kostenkalkulation einzufordern. Das ende allerdings oft in einem Rechtsstreit. „Und die Gerichte haben in solchen Fällen bisher eher verbraucherunfreundlich entschieden.“ Czekalla rät Verbrauchern deshalb, „durch einen Anbieterwechsel Druck auf die Stromfirmen auszuüben“.

Volker ter Haseborg und Andreas Jalsovec

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
Teilen
lädt ... nicht eingeloggt
 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.