Tengelmann verkauft Supermärkte an Edeka

Seit rund 15 Jahren schreibt Tengelmann Verluste: Jetzt will das Familienunternehmen einen Schlussstrich ziehen und die 451 Filialen an Edeka verkaufen. Der Name Tengelmann dürfte komplett verschwinden.
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Die Supermarkt-Kette Tengelmann soll 2015 von Edeka übernommen werden.
dpa Die Supermarkt-Kette Tengelmann soll 2015 von Edeka übernommen werden.

Mülheim/Ruhr - Der traditionsreiche Handelskonzern Tengelmann steigt aus dem Supermarktgeschäft aus und verkauft seine verbliebenen 451 Filialen an den deutschen Marktführer Edeka. Das Geschäft soll im nächsten Sommer unter Dach und Fach sein. Das Bundeskartellamt deutete allerdings Bedenken an. Der Name Tengelmann soll nach der Übernahme verschwinden, die Zukunft des Markennamens Kaiser's ist noch offen.

Tengelmann-Chef Karl-Ervian Haub sagte am Dienstag, er sehe keine Alternative zu dem Verkauf. Seit 15 Jahren schreibe die Kette rote Zahlen. Alle Sanierungsbemühungen seien gescheitert. Mit einem Marktanteil von nur 0,6 Prozent sei die Supermarktkette zu klein, um sich am Markt gegen die großen Konkurrenten wie Edeka oder Rewe behaupten zu können.

Zu finden sind die Kaiser's Tengelmann Supermärkte ohnehin nur noch in Berlin und Umgebung, in München und Oberbayern und in Teilen Nordrhein-Westfalens. Scheitere der Verkauf an Vorbehalten des Kartellamts, drohe im schlimmsten Fall die Schließung der Filialen und das Aus für fast 16 000 Arbeitsplätze, sagte Haub.

Lange Zeit waren die Supermärkte das Herzstück des 1876 gegründete Familienunternehmen. In den 1970er Jahren war das Unternehmen Haub zufolge kurze Zeit sogar der größte Lebensmittel-Einzelhändler Deutschlands.

Heute sind für das Mülheimer Familienunternehmen andere Sparten viel wichtiger als das Supermarktgeschäft - etwa die konzerneigene Textil-Discount-Kette Kik und die Obi-Heimwerkermärkte. Außerdem war Tengelmann unter Haubs Führung einer der Vorreiter beim Ausbau des Online-Handels. So gehört dem Unternehmen eine 5-prozentige Beteiligung am Börsen-Neuling Zalando.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelte sich die Supermarkt-Sparte immer mehr zum Sorgenkind. "Zu erkennen, dass der Verkauf unseres Supermarktunternehmens letztlich unausweichlich wurde, war für meine Familie und mich persönlich sehr schwer", sagte Haub. Doch biete der Schritt den Mitarbeitern immerhin eine Zukunftsperspektive. Insgesamt sind in den 451 Filialen knapp 16 000 Mitarbeiter beschäftigt. Sie erwirtschafteten zuletzt einen Netto-Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro.

Das Bundeskartellamt signalisierte allerdings massive Bedenken gegen das Vorhaben. Kartellamtspräsident Andreas Mundt betonte: Nach der jüngsten Sektoruntersuchung im Lebensmitteleinzelhandel - einer Studie des Kartellamts - sei "schon die jetzige Konzentration ein Problem". Jeder weitere Schritt in diese Richtung werfe schwierige wettbewerbsrechtliche Fragen auf. Die Wettbewerbsbehörde werde das Vorhaben deshalb intensiv prüfen."

Eine Studie der Wettbewerbshüter hatte erst kürzlich ergeben, dass die vier größten Spieler im deutschen Lebensmitteleinzelhandel - Edeka, Rewe, Aldi sowie die Schwarz-Gruppe mit den Lidl-Märkten und Kaufland - inzwischen zusammen auf einen Marktanteil von rund 85 Prozent kommen.

Für die beteiligten Unternehmen kommen die Bedenken deshalb nicht unerwartet. Die Übernahme der Geschäfte durch Edeka soll auch deshalb erst am 30. Juni nächsten Jahres erfolgen. Die Zeit bis dahin reiche hoffentlich für die Prüfung der Wettbewerbsbehörde und die Umsetzung möglicher Auflagen, sagte Haub. Der Name Tengelmann werde auf jeden Fall verschwinden. Was mit dem Markennamen Kaiser's geschehe, werde voraussichtlich Edeka entscheiden.

Edeka betonte, Ziel des Unternehmens sei es, die Standorte nach und nach an selbstständige Kaufleute zu übergeben. Neben den Supermärkten übernimmt Edeka im Zuge des Geschäfts auch die Online-Händler Plus.de und GartenXXL.de. Dies sei ein wichtiger Entwicklungsschritt für das Online-Geschäft der Edeka-Discount-Tochter Netto, sagte Edeka-Chef Markus Mosa. Die Gewerkschaft Verdi forderte einen umfassenden Schutz der Beschäftigten bei der geplanten Transaktion.

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