Telekom verpasst T-Systems Radikalkur

Telekom-Chef Obermann will die Geschäftskundensparte des Konzerns drastisch verschlanken. Der neue T-Systems-Chef Clemens krempelt die Ärmel hoch und sucht nach möglichen Partnern oder Kaufinteressenten.
von  Abendzeitung
Telekom-Chef Obermann will seine Geschäftskundensparte profitabler machen
Telekom-Chef Obermann will seine Geschäftskundensparte profitabler machen © dpa

Telekom-Chef Obermann will die Geschäftskundensparte des Konzerns drastisch verschlanken. Der neue T-Systems-Chef Clemens krempelt die Ärmel hoch und sucht nach möglichen Partnern oder Kaufinteressenten.

Die Telekom will ihren margenschwachen Geschäftskundenbereich T-Systems auf Profit trimmen. Neben einer schlankeren Struktur der mit 56.000 Mitarbeitern weit verästelten Sparte soll ein wesentlicher Teil von T-Systems veräußert oder in eine Partnerschaft eingebracht werden. «Alle Optionen liegen auf dem Tisch - vom Verkauf bis zu einem Partnering», sagte der Vorstandschef von T-Systems, Reinhard Clemens, am Dienstag. Eine Entscheidung soll im März bekanntgegeben werden. Als möglicher Partner gilt die indische Tata Consultancy Services.

In die Kooperation eingebracht werden sollen rund 18.000 Programmierer und IT-Spezialisten der Sparte Systems Integrations. Im Konzern wird diese Option favorisiert, da darüber neue Wachstumsfelder erschlossen werden können. Alternativ steht ein Verkauf von Systems Integrations an einen US-Konzern zur Debatte, hieß es. Nach Angaben von Clemens sind die Kosten für die Entwicklung von Softwarelösungen bei der Telekom zu hoch. Daher sieht er einen Verkauf oder eine Partnerschaft für den Bereich als unerlässlich an, um Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können. Offen ist aber noch, ob die Kooperation mit den Indern zustande kommt. «Die Entscheidung liegt nun bei Tata und nicht bei der Telekom», hieß es im Umfeld der Konzerne. Laut Clemens ist eine Beteiligung des möglichen Kooperationspartners an T-Systems nicht beabsichtigt. Mit dem Umbau von Systems Integrations sei die Neuausrichtung von T-Systems aber noch nicht abgeschlossen. Clemens kündigte eine Verschlankung vor allem des Vertriebs an. «Wir werden uns fokussieren auf Kunden, die ihre Zentrale in Europa haben«, sagte er. T-Systems will sich damit gegen die aus den Vereinigten Staaten stammenden Marktführer EDS, IBM und HP behaupten. Clemens verordnete seinem Unternehmen einen Wachstumskurs: Der Umsatz soll bis 2010 gegenüber den bisherigen internen Planungen zusätzlich um drei Milliarden Euro steigen - der operative Gewinn sogar um eine Milliarde Euro. Die Struktur von T-Systems ist in den vergangenen Jahren durch eine Reihe von Akquisitionen wie die von Debis und Gedas aufgebläht worden, ein vollständige Integration der Zukäufe fand nicht statt. Hinzu kommt, dass die Preise für Telefon-Leistungen massiv einbrechen und die Margen von T-Systems damit unter Druck stehen. »Während der Telekommunikationsmarkt weiter schrumpfen wird, prognostizieren Marktforscher bei IT-Services für Geschäftskunden bis 2011 ein Wachstum von jährlich 5,5 Prozent«, sagte Clemens. Die angepeilte Ergebnissteigerung bei T-Systems ist ein wichtiger Baustein in der Strategie von Telekom-Chef René Obermann, um das Unternehmen auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem deutschen Breitbandgeschäft, über dessen Entwicklung im abgelaufenen Quartal sich der Konzern zufrieden äußerte. Die Zahl der direkten DSL-Kunden kletterte in Deutschland um 526.000 auf 9,02 Millionen. Im Gegenzug verbuchten die Bonner einen kräftigen Rückgang bei den traditionellen Festnetzanschlüssen, der sich im vergangenen Jahr auf 2,1 Millionen summierte. Damit habe das Unternehmen noch einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent, sagte Telekom-Vorstand Timotheus Höttges. (dpa)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.