Telekom gibt Kundendaten an Callcenter weiter
BONN - Die Deutsche Telekom trägt am aktuellen Datenskandal eine Mitschuld, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Der Konzern liefere Kundendaten an Vertriebspartner, damit Callcenter auslaufende Verträge verlängern oder Kunden neue Angebote verkaufen können.
Erst vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass Hunderttausende Kundendaten der Telekom bei dubiosen Firmen bis in die Türkei in Umlauf waren. Laut dem Magazinbericht übergibt die Telekom vor allem bei Werbekampagnen, die sie mit externen Callcentern durchführt, regelmäßig Listen mit 10000 bis 100000 Datensätzen an ihre Partner. Unternehmenssprecher Mark Nierwetberg sagte allerdings, dies verstoße nicht gegen den Datenschutz. Schließlich müsse ein Vertriebspartner der Telekom wissen, wen er anrufen könne.
Mittlerweile beansprucht die Telekom für sich eine führende Rolle beim Datenschutz. Das Unternehmen wolle die Probleme mit gestohlenen und vagabundierenden Kundendaten im Schulterschluss mit der gesamten Branche lösen, sagte der für Datenschutz zuständige Telekom-Vorstand Manfred Balz dem „Spiegel“. In Kürze wolle die Telekom die Chefs aller großen Kommunikationsunternehmen zu einem Gipfelgespräch einladen.
Es sei ein „gefährliches Provisionskarussell“ entstanden, das zum Betrug geradezu einlade. In Tausenden selbstständigen Callcentern und bei deren Subunternehmern, die für die Branche auf Kundenfang gehen, seien die sensiblen Daten schwer zu kontrollieren.
Auch der Datenskandal beim Finanzdienstleister AWD hat sich währenddessen ausgeweitet. Über eine Internetseite seien schon vor Jahren Abrechnungen von knapp 1500 AWD-Handelsvertretern verbreitet worden, sagte Unternehmenssprecher Stefan Suska am Wochenende.
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