Tauziehen um Arcandor

Wer zahlt für den Konzern? Seine Krise gefährdet auch Jobs bei Kaufhof und der Post. Ein erster zweistündiger Krisengipfel im Bundeswirtschaftsministerium mit Arcandor-Chefs und -Gläubigern brachte noch kein Ergebnis. Jetzt wird weiterverhandelt.
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Stehen Karstadt-Kunden bald vor verschlossenen Türen? Ende nächster Woche läuft ein 650-Millionen-Kredit für Arcandor aus
dpa Stehen Karstadt-Kunden bald vor verschlossenen Türen? Ende nächster Woche läuft ein 650-Millionen-Kredit für Arcandor aus

ESSEN/MÜNCHEN - Wer zahlt für den Konzern? Seine Krise gefährdet auch Jobs bei Kaufhof und der Post. Ein erster zweistündiger Krisengipfel im Bundeswirtschaftsministerium mit Arcandor-Chefs und -Gläubigern brachte noch kein Ergebnis. Jetzt wird weiterverhandelt.

Karstadt-Chef Stefan Herzberg beweist Galgenhumor: „Ich habe einen Gabelstapler-Führerschein“, verkündete er vor kurzem frohgemut. „Ich bin abgesichert.“ Herzberg braucht zurzeit starke Nerven: Am Freitag nächster Woche wird für den Mutterkonzern Arcandor ein 650-Millionen-Kredit fällig, und noch ist nicht klar, woher das Geld kommen soll.

Krisengipfel am Freitag im Bundeswirtschaftsministerium: Gläubiger, Eigentümer, Arcandor- und Metro-Manager wurden gebeten, ihre Karten auf den Tisch zu legen. Arcandor hat 437 Millionen Euro Rettungsbeihilfen beantragt. Damit das Geld fließt, müssen erst einmal viele bluten: die Banken, indem sie trotz des Pleite-Risikos neue Kredite ausgeben – und die Gläubiger wie etwa die Vermieter der Karstadt-Häuser, indem sie auf Forderungen verzichten.

Dazu kommen die Haupt-Eigentümer von Arcandor, die Eigner der Privatbank Sal. Oppenheim und die Familie Schickedanz. Arcandor teilte bereits mit, die Eigentümer würden noch einmal 100 Millionen Euro nachschießen. Ob noch mehr zu holen sein wird, ist unklar. Madeleine Schickedanz zählt zwar zu den reichsten Deutschen, hat aber durch den Wertverlust der Arcandor-Aktien schon einen spürbaren Teil ihres Vermögens verloren. Auch die Bank Sal. Oppenheim musste erst kürzlich ihre Anteilseigner um eine Kapitalerhöhung bitten.

Angst bei DHL und bei den Lieferanten

Bei Karstadt sind harte Einschnitte unausweichlich, und auch beim Konkurrenten Kaufhof, der möglicherweise mit Karstadt verschmolzen wird. Standorte mit je einer Karstadt- und Kaufhof-Filiale soll es nicht mehr geben, hieß es bereits bei der Kaufhof-Mutter Metro. Das träfe beispielsweise München, wo Karstadt am Bahnhofsplatz und Kaufhof am Stachus in unmittelbarer Nachbarschaft um Kunden werben. „Natürlich machen sich die Beschäftigten Sorge“, sagte ein Kaufhof-Betriebsrat zur AZ.

Auch Karstadt-Lieferanten zittern. Die Allianz-Tochter Euler-Hermes übernimmt für sie nur noch 60 Prozent des Pleiterisikos von Arcandor – für den Rest müssen die Lieferanten selbst geradestehen. Bei der Post hängen rund 4000 Arbeitsplätze an den Karstadt-Warenhäusern und dem Arcandor-Versandgeschäft, sagte DHL-Sprecher Claus Korfmacher. sun

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