Tarifverhandlungen für 750 000 Bau-Beschäftigte begonnen
Wiesbaden - Die Angestellten wollten ihren Anteil an der "wirklich guten Baukonjunktur", sagte der Vizechef der Industriegewerkschaft Bauen-Umwelt-Agrar (IG BAU), Dietmar Schäfers, am Mittwoch in Wiesbaden. "Der Bau ist wieder der Motor." Die Arbeitgeber wiesen die Forderung zurück. Sie legten in der ersten Verhandlungsrunde kein Angebot vor.
"Die Gewerkschaften haben einen märchenhaft hohen Verteilungsspielraum aufgerufen", erklärte Frank Dupré, Vizepräsident beim Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB). Der Verband führt in dieser Tarifrunde die Verhandlungen. Mit am Tisch sitzt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Der gestiegene Umsatz der Baufirmen werde durch höhere Materialkosten für Beton, Stahl, Bitumen, Energie und Kraftstoffe aufgefressen, sagte Dupré. "Die Ertragslage hat sich nicht verbessert".
Den letzten Bau-Tarifkonflikt 2011 hatte der frühere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement schlichten müssen. Ab Mai 2011 gab es im Westen 3 Prozent, ab Juni 2012 weitere 2,3 Prozent mehr. Im Osten verdienten die Bauarbeiter erst 3,4 Prozent, dann 2,9 Prozent mehr. IG-BAU-Verhandlungsführer Schäfers forderte, 22 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sollten Ostlöhne endgültig an das Westniveau angepasst werden.
Nach dem Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise gehen die meisten Gewerkschaften 2013 mit Forderungen von mehr als sechs Prozent in die Verhandlungen. Die IG Bau liegt allerdings mit 6,6 Prozent an der Spitze. Im öffentlichen Dienst, in dem es erste Warnstreiks gab, verlangt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi 6,5 Prozent. Die IG BAU fordert auch eine Übernahmegarantie für die Auszubildenden auf dem Bau. "Der Beruf muss attraktiv bleiben", sagte Schäfers.
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