Tarifgehälter steigen so stark wie seit 15 Jahren nicht mehr
Düsseldorf - Nach den Abschlüssen im ersten Halbjahr hat das WSI-Tarifarchiv der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung eine durchschnittliche Tarifsteigerung von 3,1 Prozent errechnet, wie das Institut am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte.
Dieser Wert liegt über den Vorjahren und auch deutlich oberhalb der erwarteten Inflationsrate, weshalb hohe Reallohnsteigerungen anstehen.
Anders als zu Beginn des Jahrtausends werden die Gehaltserhöhungen nicht von steigenden Preisen aufgefressen: "Angesichts einer Preissteigerung von rund 1,1 Prozent in diesem Jahr werden die Tariflöhne im Durchschnitt real um etwa 2 Prozent steigen", erwartet der WSI-Leiter Reinhard Bispinck.
"Eine solche Steigerung hatten wir seit 1999 nicht mehr", sagte Bispinck der Nachrichtenagentur dpa. "Die Einkommensentwicklung der tariflich Beschäftigten verläuft positiv." Nach der ersten Hälfte des Vorjahres hatten die Experten für 2013 eine durchschnittliche Tarifsteigerung um 2,8 Prozent errechnet.
In die Zahlen fließen jeweils noch die länger laufenden Tarifverträge aus den Vorjahren ein, die in die erste Jahreshälfte hineinwirken. Die Grundlage für 2014 sind daher Tarifverträge für insgesamt 16,5 Millionen Beschäftigte.
Besonders ins Gewicht fallen 2014 die hohen Abschlüsse in der Chemieindustrie (3,7 Prozent auf 14 Monate) und im öffentlichen Dienst des Bundes und der Gemeinden, wie das WSI erläuterte. Der Verdi-Abschluss bringe den Beschäftigten im Jahr 2014 durchschnittlich 3,4 Prozent mehr Geld. Die unteren Lohngruppen profitierten sogar noch stärker.