Tarif-Halloween bei Audi

4000 Werker des Ingolstädter Autobauers sollen in der Nacht zum Samstag warnstreiken - dann läuft die Friedenspflicht in der Metallbranche ab. Die Arbeitgeber sind entsetzt.
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Ein Werkzeugbauer bei Audi in Ingolstadt.
az Ein Werkzeugbauer bei Audi in Ingolstadt.

INGOLSTADT/MÜNCHEN - 4000 Werker des Ingolstädter Autobauers sollen in der Nacht zum Samstag warnstreiken - dann läuft die Friedenspflicht in der Metallbranche ab. Die Arbeitgeber sind entsetzt.

Die Gewerkschaft macht Ernst: Ab Freitag, 24 Uhr, laufen erste Metall-Warnstreiks, unter anderem bei der 4000 Mann starken Nachtschicht von Audi in Ingolstadt. Am Montag soll BMW mit einem Warnstreik im Wackersdorfer Innovationspark drankommen. In den Werken München, Regensburg und Dingolfing würde ein Streik zu diesem Zeitpunkt verpuffen, hier wird mangels Nachfrage nächste Woche nicht gearbeitet.

Die Gewerkschaft fordert nach wie vor acht Prozent mehr Lohn; am Freitag läuft die Friedenspflicht in der Metallbranche ab. Krise und Streik – zumindest auf den ersten Blick geht dies allerdings nicht so gut zusammen. Deswegen kämpfen Metall-Arbeitgeber und Gewerkschaften um die Deutungshoheit über die Lage der Branche. Sie sei lange nicht so schlecht, wie die Konzerne behaupten, heißt es bei der IG Metall. Gewerkschaftschef Berthold Huber findet es „zum Kotzen, dass nicht nur die Steuerzahler, sondern auch noch die Beschäftigten über Lohnverzicht für den Casino-Kapitalismus geradestehen sollen“.

Gesamtmetall hat laut Huber errechnet, dass eine achtprozentige Lohnerhöhung 14,4 Milliarden Euro zusätzlich kosten werde. Die Gewinne der Unternehmen nach Steuern beliefen sich aber 2007 auf 47,7 Milliarden Euro. 2008 werde es selbst nach den Aussagen der Arbeitgeber nicht bedeutend schlechter. „Das Krisengedöns ist auszuhalten“, heißt es auch in der bayerischen IG-Metall-Zentrale.

Schützenhilfe von Finanzminister Steinbrück

Schützenhilfe bekommen die Belegschaften auch von Peer Steinbrück. „Ich halte Lohnerhöhungen auch in der derzeitigen Entwicklung nicht nur für vertretbar, sondern für richtig“, sagte der Bundesfinanzminister. Die Schere zwischen Einkommens- und Vermögensentwicklung sei in den vergangenen Jahren weit auseinandergegangen.

Ähnlich die Einschätzung von Reinhard Bispinck. „Wir brauchen kräftige Reallohnsteigerungen“, sagte der Tarifexperte des gewerkschaftsnahen WSI-Instituts zur AZ. „Die Lohnforderung von acht Prozent ist angemessen, auch wenn wir jetzt in einem wirtschaftlich schwerem Fahrwasser sind.“ Zwar gebe es zurzeit Probleme in der Autoindstrie – aber insgesamt habe sich die Metall- und Elektroindustrie in den vergangenen Jahren als stabile Branche mit hohen Renditen gezeigt.

Die Unternehmen sehen dies naturgemäß anders. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt nannte die IG-Metall-Forderung schockierend. Auch Steffen Henzel vom Münchner Ifo-Institut hebt den Zeigefinger: Vor allem Leiharbeiter würden in den nächsten Monaten wegen der Finanzkrise Jobs in der Metallbranche verlieren. „Lohnsteigerungen von acht Prozent sind dem Erhalt der Arbeitsplätze nicht förderlich.“

ela/sun

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