Sunshine auf Rheinhessisch

Warum Millionen (und ich) so gern DSDS schauen. AZ-Redakteur Timo Lokoschat über die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“.
Schon klar: Der nächste Elton John oder Rod Stewart wird heute nicht gefunden. Ganz blöd sind wir ja auch nicht. Pardon, ich vergaß uns vorzustellen:Wir sind’s nur, die angebliche Unterschicht, die Voyeure, die bis zu sieben Millionen Zuschauer, die sich seit Monaten jeden Samstag die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ freiwillig antun. Natürlich gibt’s Wichtigeres: die Schweinegrippe, die Abwrackprämie, Frank-Walter Steinmeier und so.
Aber, pardon, einmal die Woche will ich einfach erleben, wie sich Moderator Marco Schreyl um Kopf und Kragen redet („Stevie Wonder hätte gefallen, was er hier gesehen hat“), Notar „Dr. Fleischhauer“ (wie Ex-„Bahnchef Mehdorn“ ohne Vornamen) bedeutungsschwer den Ergebnisumschlag hereinträgt, das Mädchen Annemarie ihr blondes Gift versprüht, sich eine Würgeschlange um den Hals legt und ihr die Schuld am schlechten Auftritt gibt, wie Nervensäge Benny „Walking on Sunshine“ auf Rheinhessisch singt und sein Leidensgenosse Holger wie ein Geisteskranker über die Bühne zuckt und denkt, das sei Tanz.
Das alles hat auf eine bizarre Weise hohen Unterhaltungswert – und ist morgen leider auch schon wieder vorbei. Ich freu’ mich jetzt schon aufs Dschungelcamp!