Stuss gegen die Krise
Die Automobil-Branche verordnet Kurzarbeit: Susanne Stephan, Wirtschafts-Redakteurin der AZ, über aktuelle Krisen-Rezepte.
Außergewöhnliche Zeiten verlangen nach außergewöhnlichen Entscheidungen. Deswegen verwundert es nicht, wenn in Berlin jede Menge Hilfsvorschläge gegen die Krise laut werden, von denen nicht jeder bis ins letzte Detail durchdacht wurde. Unter anderem stehen zur Auswahl: Kleinere Schecks für jeden Verbraucher, ganz kleine Schecks für Hartz-IV-Empfänger, mittlere Schecks für Senioren, die ihreWohnung altersgerecht umbauen wollen, für Immobilienbesitzer, die ihr Häuschen gegen die Kälte dämmen wollen, oder dicke Schecks für Hochschulen. Nicht gefordert wurden: Zuschüsse für Fahrradhelme, Flachbildschirme in öffentlichen Büros und für die Raumfahrt, aber vielleicht kommt das ja noch.
Blöd ist, dass diese Zahlungen an der Krise nichts ändern würden. Etwas sinnvoller klingt schon die Forderung von BMWFinanzchef Friedrich Eichiner nach Bürgschaften für Auto-Zulieferer. Sie hat ein Gschmäckle, weil die Hersteller mit brutalen Preisvorgaben die Zulieferer erst so angreifbar gemacht haben, wie sie im Moment sind. Trotzdem macht sie Sinn: Das Know-How der Zulieferer ist die Stärke der deutschen Industrie. Unsere wichtigsten Innovationen kamen zuletzt von den Zulieferern, jede einzelne Firma ist das Glied einer höchst effektiven Wertschöpfungskette. Viele Firmen arbeiten für US-Hersteller und dürften ohne Hilfen untergehen. Nur müsste jetzt geklärt werden, welcher Betrieb unter welchen Umständen Anspruch auf staatlichen Schutz hat. Mühsames Kleinklein, mit dem sich weder Schlagzeilen und Wählerstimmen gewinnen lassen. Verdienstvoll wäre es trotzdem.
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