Strengere Regeln für Bio-Produkte?

Die EU-Kommission hat ihre Pläne zur Reform der EU-Bio-Richtlinien vorgestellt. Die soll das Vertrauen der Verbaucher stärken. Öko-Verbände fürchten immense Kosten für die Hersteller
von  Myriam Siegert

Die EU-Kommission hat ihre Pläne zur Reform der EU-Bio-Richtlinien vorgestellt. Die soll das Vertrauen der Verbaucher stärken. Öko-Verbände fürchten immense Kosten für die Hersteller und Nachteile für Verbaucher.

Brüssel - Bio boomt: In Europa hat sich der Markt für Bio-Produkte in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht, in Deutschland legte der Umsatz mit Bio-Ware auch 2013 weiter zu – um 7,2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro.

Doch wo der Umsatz groß ist, lockt auch die Versuchung zum Betrug. Gepanschtes Olivenöl oder falsch deklarierte Eier, immer wieder sorgen Skandale um Bio-Produkte für Aufsehen – und für Verunsicherung beim Verbraucher.

Die EU-Kommission will deshalb den Anbau, aber vor allem die Weiterverarbeitung und den Vertrieb von Bio-Produkten strenger kontrollieren.

Mit einer Reform der europäischen Öko-Verordnung, die EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am Dienstag in Brüssel vorgestellt hat, soll vor allem das Vertrauen der Verbraucher in die Produkte wieder gestärkt werden. Immerhin zahlen die für Bio-Produkte auch höhere Preise als für konventionelle Waren.

Die Reform sieht strengere Kontrollen vor. Dass im selben Betrieb biologische und konventionelle Landwirtschaft betrieben wird, soll deshalb künftig nicht mehr erlaubt sein.

Ein weiterer zentraler Punkt: die Abschaffung der vielen Ausnahmen, die derzeit im Bio-Bereich gelten.

Die Verwendung von konventionellem Saatgut soll stark reduziert, Grenzwerte für eine Verunreinigung mit Pestiziden strenger werden.

Futter für Vieh, dessen Fleisch mit dem EU-Bio-Siegel vermarktet wird, müsse künftig 100 Prozent biologisch sein. Bisher liegt die Schwelle dafür bei 95 Prozent.

EU-Kommissar Ciolos findet: „Dies kommt Verbrauchern und Landwirten gleichermaßen zugute.“

Doch Branchenvertreter und Verbraucherschützer sehen das anders: Kritiker der Neuverordnung fürchten vor allem, dass die strengen Vorschriften Bauern davon abhalten, auf Bio umzusatteln, oder dass Bauern und weiterverarbeitende Betriebe wie Molkereien und Futtermühlen aus dem Bio-Geschäft aussteigen.

Denn die neuen Standards zu sichern, brächte für sie enorme Kosten mit sich.

„Die Vorschläge der EU-Kommission bremsen Bio aus“, kritisierte der Präsident von Bioland, Jan Plagge, in einer Mitteilung. Die EU-Kommission wolle den Bio-Bauern große zusätzliche Kosten und Risiken aufbürden: „Damit werden die Falschen bestraft.“

Auch die Organisation Foodwatch kritisierte, EU-Kommissar Ciolos „stürzt sich auf die gerade einmal zwei Prozent Bio-Nische.“

Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht zudem Nachbesserungsbedarf. Damit es wirklich strengere Kontrollen geben könne, brauchten die Behörden mehr Ressourcen – das sei derzeit nicht der Fall.

Allgemein wird außerdem befürchtet, dass die Preise für Bio-Produkten steigen werden.

Den reihenweisen Ausstieg von Betrieben aus der Bio-Branche will auch Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) verhindern. Er mahnt deshalb zu einer Reform mit Augenmaß.

Immerhin: Für Kleinbauern sieht das Konzept eine Erleichterung vor. Durch Gruppenzertifizierungen könnten sich mehrere Landwirte zukünftig zusammen tun, um die Auflagen der Ökoverordnung gemeinsam zu erfüllen.

Sicher ist noch nichts: Das Konzept wird nur dann zum Gesetz, wenn das EU-Parlament und die EU-Staaten zustimmen. Das dürfte weit bis ins nächste Jahr dauern.

 

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