Streikt weiter!

2000 Euro brutto im Monat – jeder Mechaniker verdient mehr. AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über den Streik der Erzieherinnen.
„Meinst du, die Oma kann morgen nochmal kommen?“ – „Nimmst du den Florian mit in die Arbeit?“ – Verhandlungen dieser Art hat es in den vergangenen zwei Wochen wohl in jeder Familie mit Kindergarten- Kindern gegeben. Die Erzieherinnen streiken, und ein Ende ist noch immer nicht abzusehen. Doch egal, wie beschwerlich die Suche nach einer Ersatzbetreuung auch sein mag – fast jeder hat Verständnis für den Ausstand des Kindergarten-Personals.
Das ist keinWunder:Was die Betreuer leisten, weiß niemand besser als die Eltern von Kleinkindern. Den ganzen Tag hinter einer rasenden Meute herhecheln, Windeln wechseln, Matschhosen anziehen, Streit schlichten, Spiele organisieren und dabei immer gute Laune ausstrahlen; dazu ständigen Lärm ertragen, mit gebeugtem Rücken auf kleinen Stühlchen sitzen, jede Menge Bürokram erledigen. Ein Wahnsinn.
Trotz all dieser Belastungen lieben die meisten der zumeist jungen Frauen ihren Beruf. Doch was sie dafür bezahlt bekommen, ist eine Zumutung: 2000 Euro brutto im Monat; jeder Automechaniker verdient mehr. Die vom Streik gebeutelten Eltern sehen, wie gut die Betreuer ihrer städtischen Kita ausgebildet sind. Sie sind jeden Tag dankbar, dass sie ihre Kinder in guten Händen wissen, wenn sie denWeg zur Arbeit antreten. Sie sind auf der Seite der Erzieherinnen.
Deshalb: Streikt weiter, bis die Betonköpfe euch mehr Geld und eine bessere Gesundheitsversorgung geben! Ihr seid im Recht, und jeder weiß das.