Stiftung Warentest: Wie gut sind die Discounter?
MÜNCHEN - Geht das: Billig und gut? Jeder zweite Haushalt deckt mehr als die Hälfte seines Lebensmittelbedarfs beim Discounter. Die Supermärkte versuchen, mit Eigenmarken beim Billig-Wettbewerb mitzuhalten. Denn die Deutschen sparen beim Essen: Jeder gibt im Schnitt zehn Prozent seines Budgets für Essen aus, 1970 waren es 20 Prozent. Die Stiftung Warentest hat nun eine umfassende Studie gemacht und stellt die drei Produkttypen nebeneinander: klassische Markenware, Discounter-Produkte und Supermarkt-Eigenmarken.
Wie viel kostet es wo? Stiftung Warentest hat 37 Lebensmitteltests von 2008 bis August 2011 mit knapp 900 Produkten ausgewertet. Außerdem haben die Tester einen Warenkorb mit 19 Alltagsprodukten geschnürt (Kaffee, Wiener, Butter, Honig, Frischkäse und einiges mehr, siehe Foto) und dann drei Mal eingekauft: Beim Discounter kostete der Korb 13,15 Euro. Wer zu Supermarkt-Eigenmarken greift, gibt 13,67 Euro aus. Schon sehr deutlich ist der Sprung zu klassischen Marken: Hier kosten die Einkäufe 19,60 Euro – 49 Prozent mehr. Die AZ hat aktuell den Einkaufstest bei Lidl gemacht und für jenen Warenkorb 17,45 Euro gezahlt.
Was ist mit der Qualität? Wer tiefer in die Tasche greift, bekommt nicht automatisch bessere Qualität, urteilt die Stiftung Warentest. Zwar stammt das eine Prozent der Produkte, die mit „sehr gut“ benotet wurden, von klassischen Marken. Bei der zweitbesten Note „gut“ waren dagegen die Discounter mit 46 Prozent aber sogar besser als die klassischen Marken (38 Prozent). Die ebenbürtige Qualität gilt für Geschmack und Geruch ebenso wie für die Schadstoffbelastung. Innerhalb der Discounter schnitt Lidl am besten ab: Dort kassierten 61 Prozent der Produkte ein „gut“.
Sind das nicht sowieso die gleichen Produkte unter anderem Etikett? Nein. Die Tester räumen auch mit dem Mythos auf, Discounter-Produkte seien nur mit anderem Namen getarnte Markenware. Zwar kann es sein, dass die Billig-Tochterfirma die gleiche Adresse hat oder Milchprodukten sogar das gleiche Herstellerkürzel tragen – aber die Rezeptur ist eben nicht dieselbe. So holte ein Frischkäse von Hochland das Urteil „Sehr gut“, das Aldi-Produkt mit dem gleichen Kürzel (DE BY 123EG) aber nicht, weil es viel weniger sahnig und locker war.
Gibt es Unterschiede je nach Produkten? Ja. Bei Milchprodukten unterscheiden sich die Preise kaum, egal, wo man sie kauft – bei länger haltbaren Sachen wie Kaffee und Honig um mehr als das Doppelte. Warum können Discounter bei offenbar ähnlicher Qualität dann so billig sein? Das hat – neben der spartanischeren Einrichtung ihrer Läden – mehrere Gründe: Sie sparen sich die Kosten für Forschung und Entwicklung (also auch Flops), sondern kopieren nur erfolgreiche Neu-Einführungen. Sie kaufen unter Umgehung von Zwischenhändlern direkt bei den Herstellern und Lieferanten – und üben mit ihrer Marktmacht oft großen Druck aus. Bei einigen wird auch nach innen Druck ausgeübt: sprich auf die Löhne und Mitspracherechte der eigenen Beschäftigten.
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