Steuerparadies Madeira: Europas letztes Schlupfloch
Die Insel Madeira ist das letzte Steuerparadies in der EU – aber jetzt regt sich Kritik aus der Politik.
Madeira ist ein kleines Inselchen, zu Portugal gehörig und knapp 1000 Kilometer südwestlich von Lissabon im Atlantik gelegen. Bekannt ist Madeira als Heimat des Fußballers Cristiano Ronaldo, der 1985 in der Hauptstadt Funchal geboren wurde – und als Steueroase.
Seit 30 Jahren genehmigt die EU-Kommission extrem niedrige Steuersätze auf Madeira. Das ursprüngliche Ziel: die Wirtschaft ankurbeln. Tatsächlich profitieren internationale Großkonzerne, reiche Privatpersonen sowie Machthaber und ihr Umfeld. Arbeitsplätze entstehen kaum, anderen Ländern entgehen Steuereinnahmen in Milliardenhöhe.
Der Bayerische Rundfunk hat das Unternehmensregister Madeiras elektronisch durchsuchbar gemacht und erstmals systematisch ausgewertet.
Firmen, Politiker, Fußballer, Musiker
Die Analyse der Firmeneintragungen zeigt, dass vor allem internationale Großkonzerne, Superreiche sowie Machthaber und ihr Umfeld profitieren. So taucht der US-Ölkonzern Chevron genauso auf wie der italienische Konkurrent Eni, der Getränkehersteller Pepsi oder der russische Aluminiumgigant Rusal. Auch ein Vertrauter des verstorbenen libyschen Staatschefs Gaddafi sowie die Töchter der Diktatoren Angolas und Äquatorialguineas sind genannt. Weitere bekannte Personen sind Jérôme Valcke, der frühere Generalsekretär der Fifa, Xabi Alonso, Spieler des FC Bayern (sein Fall beschäftigt die spanische Justiz) und – Überraschung! – die Deutsch-Rock-Band Böhse Onkelz.
Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber kritisiert: "Wir können nur glaubhaft gegenüber Panama, Singapur, den Bahamas auftreten, wenn wir selber unsere Dinge in Ordnung haben. Deswegen habe ich kein Verständnis, dass die Europäische Kommission das bisher toleriert hat."