Steinbrück stellt Börsengang der Bahn infrage

Monatelang wurde darauf hingearbeitet, nun, eine Woche vor dem geplanten Termin, droht der Verkauf von Bahn-Anteilen des Bundes zu scheitern. Denn der Finanzminister ist plötzlich skeptisch geworden.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat angesichts der eskalierenden Finanzkrise den für Ende des Monats geplanten Börsengang der Bahn in Zweifel gezogen. Man müsse überlegen, «ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist», sagte der stellvertretende SPD-Chef am Montag in Berlin.
Zwar laufe das Verfahren momentan nach Plan und es gebe auch Interessenten. Es werde aber «der Zeitpunkt kommen zu entscheiden, ob man das Verfahren jetzt zum Abschluss bringt oder einen Plan B zieht», sagte der Minister. Ein Sprecher der Bahn sagte: «Bisher gibt es keine negativen Zeichen aus dem Markt». Er wies darauf hin, dass Investoren weltweit «gerade jetzt sichere Werte» suchten.
Auch Grüne haben Bedenken
Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Winfried Hermann, warnte vor einem «Schiffbruch», falls die Bahn im Angesicht der Finanzmarktkrise an die Börse gehe. Er forderte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee auf, «die Reißleine» zu ziehen und die Teilprivatisierung auszusetzen. Alles andere wäre ein «unverantwortlicher Notverkauf», erklärte Hermann. Der Börsengang der bundeseigenen Bahn AG ist für den 27. Oktober vorgesehen. Geplant ist, 24,9 Prozent am Personenverkehr, Güterverkehr sowie der Logistiksparte zu verkaufen. Die russische Staatsbahn hat bereits ihr Interesse an etwa fünf Prozent der Anteile bekundet. Die beteiligten Banken erwarten vom Teilverkauf laut Medienberichten einen Erlös von rund 4,5 Milliarden Euro. Das ist deutlich weniger als die Regierung sich im Frühjahr erhofft hat. Einige Bundestagsabgeordnete halten den Zeitpunkt des Börsengangs deshalb für falsch. Am Montag, 13. Oktober, soll für Privatanleger die Zeichnungsfrist für Aktien der Bahn beginnen. (AP)