Starke Nachfrage: Facebook bringt mehr Aktien unters Volk

Weil sich die Investoren um einen Anteil am boomenden Sozialen Netzwerk reißen, verkaufen die Alteigentümer um Gründer Mark Zuckerberg mehr eigene Aktien als ursprünglich geplant.
von  dpa

Facebook steht endgültig vor einem der größten Börsengänge aller Zeiten. Weil sich die Investoren um einen Anteil am boomenden Sozialen Netzwerk reißen, verkaufen die Alteigentümer um Gründer Mark Zuckerberg mehr eigene Aktien als ursprünglich geplant.

New York - Das treibt das Gesamtvolumen in schwindelerregende Höhen. Mit erwarteten Einnahmen von zunächst 16 Milliarden Dollar (12,3 Mrd Euro) rückt Facebook in die absolute Topliga der Börsengänge auf.

Wie aus dem am Mittwoch aktualisierten Börsenprospekt hervorgeht, wechseln nun 421 Millionen Anteilsscheine zu einem Stückpreis zwischen 34 und 38 Dollar den Besitzer. Ursprünglich sollten 337 Millionen Aktien auf den Markt kommen - und das zu einem geringeren Einzelpreis. Die Preisspanne hatte Facebook erst am Vortag angehoben. Ganz zu Beginn hatte Facebook gerade einmal Einnahmen von 5 Milliarden Dollar angepeilt und damit weniger als einem Drittel der heutigen Summe.

Zusammen mit der sogenannten Mehrzuteilungsoption - eine Art Aktienreserve der beteiligten Banken - könnte der Börsengang sogar auf bis zu 18,4 Milliarden Dollar anschwellen. Damit würde Facebook an die beiden größten Börsengänge der US-Geschichte anschließen: Die Kreditkartenfirma Visa hatte 2008 inklusive Mehrzuteilung 19,7 Milliarden Dollar eingenommen und der Autokonzern General Motors im Jahr 2010 nach seinem Neustart 18,1 Milliarden Dollar. Noch größer waren lediglich die Börsengänge dreier chinesischer Finanzkonzerne.

Der endgültige Preis wird erst kurz vor dem ersten Handelstag an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq bekanntgegeben. Das dürfte der kommende Freitag sein (18. Mai). Es wäre der krönende Abschluss monatelanger Vorbereitungen. Zu den Banken, die beim Börsengang helfen, gehört auch die Deutsche Bank. Privatanleger werden es allerdings schwer haben, gleich zu Beginn Aktien zu erhalten. Wie üblich wird der Großteil der Anteilsscheine an institutionelle Investoren wie Pensionsfonds gehen.

Der Anstieg der Einnahmen dürfte allerdings die Diskussion darüber weiter anfachen, ob Facebook nicht doch überbewertet ist. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen gerade einmal 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und 1 Milliarde Dollar Gewinn. Andere Internetfirmen, die jüngst an die Börse gegangen waren, kosten mittlerweile deutlich weniger als zum Start. Ein Beispiel ist das Schnäppchenportal Groupon, das seine Aktien zu 20 Dollar ausgegeben hatte. Heute bekommen die Anleger noch 12 Dollar dafür.

Facebook besitzt jedoch einen Schatz: seine rund 900 Millionen Mitglieder. In Deutschland sind es nach Daten des IT-Analyse-Unternehmens Social Bakers 23,6 Millionen. Sein Geld macht das Netzwerk durch Werbung - und die Einnahmen müssen noch viel kräftiger sprudeln, will Facebook seine angepeilte Gesamtbewertung von mehr als 100 Milliarden Dollar rechtfertigen.

Der Opel-Mutterkonzern General Motors überprüft aber gerade, ob sich Anzeigen auf Facebook überhaupt lohnen. "Es ist nicht ungewöhnlich für uns, dass wir unsere Ausgaben zwischen den verschieden Medien verschieben", erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Nach Informationen von US-Medien ist die Entscheidung in Sachen Facebook bereits gefallen: GM werde seine Anzeigen stoppen, weil die Kunden damit schlicht nicht erreicht würden.

Es geht zwar nur um ein Budget von 10 Millionen Dollar - für Facebook wäre es jedoch ein negatives Signal zur denkbar schlechtesten Zeit. General Motors ist einer der größten Werbetreibenden. Unabhängig von klassischen Anzeigen betreibt der Konzern auch eine eigene Facebook-Seite. Deren Inhalte seien "effektiv und wichtig", sagte Marketingchef Joel Ewanick dem "Wall Street Journal".

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.