Staatskatalog von Quelle?
Der Freistaat Bayern könnte dem Versender Quelle beispringen, damit der Wälzer doch noch gedruckt wird. Wegen der Arcandor-Insolvenz geht Quelle das Geld aus - jetzt sind tausende Jobs in Bayern bedroht.
FÜRTH Das Layout für die Seiten steht schon, jetzt fehlt nur noch der Druckauftrag. Ende Juni, Anfang Juli soll der neue Quelle-Katalog versandt werden – wenn denn genügend Geld da ist. 20 bis 50 Millionen Euro fehlen der Tochter des insolventen Arcandor-Konzerns angeblich zurzeit, um den Glanzpapier-Wälzer rechtzeitig fertigzustellen. Womöglich wird der Freistaat einspringen, um Quelle aus der Patsche zu helfen.
Ohne Katalog kann Quelle dichtmachen.
Zwar verkauft das Unternehmen auch über Teleshopping und das Internet, doch vor allem in ländlichen Regionen ist die schillernde Warenwelt auf Glanzpapier noch immer geschätzt.
Eine der Gründe für die akuten Probleme bei Quelle ist die Essener Valovis Bank, die normalerweise für den Versender Geld eintreibt und weiterleitet. Sie braucht eine Bürgschaft über 50 Millionen Euro. Die Bank habe am vergangenen Donnerstag ihre Arbeit für das Unternehmen eingestellt, sagte Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Donnerstag. Von den dringend benötigten Geldzuflüssen sei Quelle damit abgeschnitten. Neben dem Geld für den Druck des Katalogs muss Görg einen dreistelligen Millionenbetrag für die Bestellung neuer Waren auftreiben. Bei einer Wiederaufnahme der Zahlungen durch die Valovis-Bank könnten diese Posten jedoch beglichen werden, glaubt er.
Seehofer will tausende Jobs in Bayern retten
Wir wollen alle Möglichkeiten ausloten, um die Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer vor einer Sondersitzung des Kabinetts. „Quelle hat zehntausend Arbeitsplätze in Deutschland, der Großteil davon in Bayern.“ CSU-Fraktionsvize Karl Freller sprach von 700 Zulieferbetrieben im Freistaat.
Währenddessen senkte Quelle-Konkurrent Otto den Daumen über Quelle und wiederholte, er wolle den Versender nicht übernehmen. „Wir glauben nicht, dass die Sanierung von Quelle erfolgreich möglich ist“, ist sich Otto-Chef Hans-Otto Schrader sicher.
Karstadt geht’s besser als im Vorjahr.
Etwas besser scheint es für die Karstadt-Warenhäuser auszusehen: Sie brauchen zurzeit keinen so genannten Massekredit, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Görg geht davon aus, dass Karstadt das wichtige Weihnachtsgeschäft auch so stemmen kann. Von den rund 24 000 Lieferanten der Warenhäuser erwartet er sich keine Schwierigkeiten. Im laufenden Monat Juni liege Karstadt mit den Umsätzen über den Zahlen des Vorjahres und über dem Plan. Trotzdem kann sich der Insolvenzverwalter nicht vorstellen, dass Karstadt auf Dauer ohne Kündigungen überleben kann.