Sport Scheck erleidet Niederlage vor Gericht
54-jähriger Verkäufer muss wieder eingestellt werden. Bei dem Einzelhändler würden ältere Beschäftigte rausgeekelt, berichtet die Gewerkschaft. Die Firma streitet dies ab
München - Eine fristlose Kündigung, gleichzeitig eine ordentliche Kündigung – Sport Scheck schoss juristisch gegen seinen Mitarbeiter Lucio Rudari aus vollem Rohr. Rudari sollte wie andere ältere Beschäftigte vergrault werden, um das Erscheinungsbild der Belegschaft aufzuhübschen, mutmaßte die Gewerkschaft. Jetzt bekam der Einzelhändler vom Arbeitsgericht einen Dämpfer: Rudari muss wieder eingestellt werden.
Ein Dienstplan-Vergehen als Vorwand? Erleichterung bei Rudari selbst und bei seinen Kollegen, die ihn zum Arbeitsgericht in der Winzererstraße begleitet hatten. Dort ging es um die angebliche Pflichtvergessenheit des Verkäufers. Er sei an einem Montag im Dienstplan eingetragen gewesen und nicht gekommen, behauptete die Personalabteilung – Rudari selbst bestreitet dies. Anwältin Christine Steinicken bezeichnet die fristlose Kündigung als überzogen. „Rudari arbeitete schon seit 19 Jahren in dem Unternehmen. Falls er wirklich pflichtwidrig nicht zur Arbeit gekommen wäre, hätte eine Abmahnung ausgereicht.“
Kein Platz für Menschen über 50? Georg Wäsler von der Gewerkschaft Verdi vermutet, dass es Sport Scheck weniger um Pünktlichkeit als um das optische Erscheinungsbild der Belegschaft gehe. Heuer will der Einzelhändler sein neues Domizil in der Neuhauser Straße beziehen. Dann würden Beschäftigte über 50 nicht mehr gerne als Verkäufer im Laden gesehen, sagt Wäsler. Er habe an diversen Personalgesprächen des Einzelhändlers mit älteren Beschäftigten teilgenommen. Dabei sei klar geworden, dass Sport Scheck die langjährigen Mitarbeiter gerne los wäre.
Sport Scheck weist die Vorwürfe zurück. „Es geht in keiner Weise darum, ältere Mitarbeiter aus Ihrem Arbeitsverhältnis zu drängen“, teilte der Einzelhändler mit. „Unabhängig vom Alter hat die Qualifizierung unserer Mitarbeiter höchste Priorität, deshalb investieren wir in jeden Mitarbeiter von Sport Scheck, damit dieser unsere Kunden best möglich beraten kann. Dies gilt für München und jeden weiteren unserer Standorte.“ Der Teamgedanke stehe „ganz weit vorne und ist Bestandteil unseres Leitbildes“, heißt es. „Es wäre kontraproduktiv, wenn wir demotivierte Mitarbeiter auf unsere Kunden loslassen.“ Unklar ist bisher, ob das Unternehmen die Entscheidung des Gerichts annimmt oder in die Revision geht. Vorerst verbucht die Gewerkschaft das Urteil als Erfolg.