Spione im Supermarkt

Annette Zoch, AZ-Redakteurin, zum Datenskandal um EC-Karten. Dem Bürger wird das Einverständnis heimlich untergejubelt
von  Abendzeitung
Annette Zoch
Annette Zoch © Martha Schlüter

Annette Zoch, AZ-Redakteurin, zum Datenskandal um EC-Karten. Dem Bürger wird das Einverständnis heimlich untergejubelt

Da kann man allmählich schon paranoid werden: Firmen spionieren E-Mails ihrer Mitarbeiter aus, Adressdaten und Kontonummern landen über geschäftstüchtige Call-Center plötzlich bei dubiosen Datenhändlern, Bankdaten sind massenhaft im Internet einsehbar – und jetzt wird auch noch der gewöhnliche Wochenendeinkauf zur Datenfalle. Big Brother im Supermarkt.

Natürlich wird nicht abgespeichert, welche Klopapiermarke man am liebsten kauft (auch wenn das vermutlich technischmöglich wäre). Aber es ist schon zu viel des Guten, dass ein Supercomputer in Ratingen weiß, dass man halt öfter zum Discounter geht als zum Feinkost- Laden und daraus seine Schlüsse zieht. Besonders unverschämt ist es, dass dem Bürger eine Einverständniserklärung zur massenhaften Datenspeicherung quasi heimlich untergejubelt wird. Oder haben Sie sich schon mal das Kleingedruckte auf der Rückseite des Kassenzettels durchgelesen – vor dem Bezahlen, wohlgemerkt? Verbraucherschützer halten die Einwilligung zur umstrittenen Datenspeicherung per Unterschrift deshalb für wertlos.

Die Debatte zeigt, dass die Datenschutz-Richtlinien hier wohl nicht ausreichen. Ohne eindeutige Regelung wird es die Grauzonen weiter geben. Klarheit ist im Sinne des Einzelhandels: Denn der will ja schließlich, dass sich der Kunde im Laden wohl fühlt und nicht mit mulmigem Gefühl im Magen zur Kasse schleicht und dann lieber bar zahlt.

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