Spätes Bedauern des Bionade-Chefs

Er selbst hätte dem Kunden «nicht eine frontal in die Schnauze gehauen», sagt Bionade-Chef Kowalsky und schiebt ein Jahr nach der satten Preiserhöhung die Schuld von sich. Im Sommer 2008 klang das alles ganz anders.
von  Abendzeitung
Der Umsatz des Softdrink-Herstellers Bionade brach nach der Preiserhöhung ein.
Der Umsatz des Softdrink-Herstellers Bionade brach nach der Preiserhöhung ein. © AP

Er selbst hätte dem Kunden «nicht eine frontal in die Schnauze gehauen», sagt Bionade-Chef Kowalsky und schiebt ein Jahr nach der satten Preiserhöhung die Schuld von sich. Im Sommer 2008 klang das alles ganz anders.

Beim Softdrink-Hersteller Bionade gibt es offenbar Krach mit dem Mehrheitsgesellschafter, der Egon-Schindel-Gruppe (Rhönsprudel). Bionade-Geschäftsführer Peter Kowalsky bedauert, den Preis für die Limonade im Sommer 2008 auf Druck der Schindel-Gruppe um mehr als 30 Prozent erhöht zu haben, wie der «Spiegel» berichtet. Die Schindel-Gruppe soll dem Bericht zufolge von ihren kreditgebenden Banken dazu gedrängt werden, ihren Anteil an Bionade von 51 Prozent zu verkaufen, um Verbindlichkeiten bedienen zu können.

Seit 2004 gehört der Schindel-Gruppe die Mehrheit an der Bionade- Gesellschaft. Das war die Gegenleistung für einen 380.000-Euro- Kredit, den Schindel dem Magazin zufolge dem damals klammen Bionade- Mutterbetrieb Peter Bräu im bayerischen Ostheim gewährt hatte. Inzwischen stecke die Schindel-Gruppe selbst in finanziellen Schwierigkeiten. Deshalb sei zunächst die Preiserhöhung bei Bionade durchgesetzt worden.

Frontal auf die Schnauze hauen

«Es tut uns unendlich leid, dass wir von manchen als raffgierig angesehen werden», sagte Kowalsky dem «Spiegel». «Die Preiserhöhung in Deutschland war eine mehrheitlich getroffene Entscheidung mit Rhönsprudel. Wir allein hätten es in mehreren Schritten gemacht, nicht so, dass man dem Verbraucher frontal eine in die Schnauze haut», wird Kowalsky zitiert. «Wir haben da vielleicht andere Wertvorstellungen.» 49 Prozent der Bionade-Anteile liegen bei der Gründer-Familie Leipold/Kowalsky.

Allerdings klang Kowalsky im Juni vergangenen Jahres noch ganz anders: «Wir sind der Meinung, dass Bionade das wert sein muss», hatte er damals die Preiserhöhung gerechtfertigt. Er begründete den Schritt damals mit zunehmend auf den Markt drängenden Bionade-Nachahmern. Bionade wolle den Anspruch des Originals behalten, und «das Original ist nun einmal das teuerste Produkt». Nach Informationen des Magazins brach der Bionade-Umsatz nach der Preiserhöhung kräftig ein. Zuletzt habe Bionade nur noch 160 Millionen Flaschen im Jahr abgesetzt, früher waren es mehr als 200 Millionen gewesen. Einst wollte der Getränke-David sich sogar ernsthaft mit Goliath Coca-Cola anlegen.

Großes Interesse an Bionade

Vor allem die HypoVereinsbank dränge Schindel offenbar zum Verkauf seines Bionade-Anteils, schreibt der «Spiegel». Dabei werde der Kaufpreis auf rund 70 Millionen Euro taxiert, obwohl der Anteil eher auf 20 Millionen Euro geschätzt werde. Das Interesse an den Bionade- Anteilen sei groß. Auch Pepsi und Coca-Cola seien an einem Einstieg bei Bionade interessiert, hatte erst kürzlich die «Lebensmittel- Zeitung» berichtet. Rhönsprudel hatte Ende Juli Berichten über einen angeblichen Verkauf seiner Anteile an der Bionade GmbH widersprochen. Eine Veräußerung des 51-Prozent-Anteils an Bionade sei keineswegs geplant, hatte Rhönsprudel-Geschäftsführer Manfred Ziegler in einem Interview der «Fuldaer Zeitung» gesagt. Hier liege offenbar eine Verwechslung vor. Richtig sei, dass die Bionade GmbH Partner für den Ausbau ihres internationalen Geschäfts suche. Über die Banken, die von der erfolgreichen Bionade-Welle profitieren wollten, sagte Kowalsky: «Es ist, als kreisten wir als Biene um unseren Dorfteich und genehmigten uns ab und an ein Schlückchen. Und plötzlich kommen Elefanten, hängen ihren Rüssel rein und fangen an zu saugen.» (dpa)

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