Slowakei wird «euro-phorisch»

Die Slowakei feiert am 1. Januar die Einführung des Euro - als erstes ehemaliges Ostblockland. Der Siegeszug der Währung erhielt zuletzt zwar einen Dämpfer, doch gerade die Wirtschaftskrise macht den Euro attraktiver.
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Da werden auch in Deutschland Erinnerungen wach: Slowakisches Euro-Starterkit
dpa Da werden auch in Deutschland Erinnerungen wach: Slowakisches Euro-Starterkit

Die Slowakei feiert am 1. Januar die Einführung des Euro - als erstes ehemaliges Ostblockland. Der Siegeszug der Währung erhielt zuletzt zwar einen Dämpfer, doch gerade die Wirtschaftskrise macht den Euro attraktiver.

Die Slowakei hat schon seit 1993 am 1. Januar immer besonderen Grund zum Feiern: Begrüßt wird nicht nur das neue Jahr, sondern auch der Jahrestag der Staatsgründung zum Jahresbeginn vor 16 Jahren. In diesem Jahr kommt noch ein weiterer Anlass hinzu: An diesem Donnerstag tritt der junge mitteleuropäische Staat der Eurozone bei - als erstes Land des früheren Ostblocks. Zwar gehört Slowenien bereits seit 2007 zum Euroraum, doch genoss die frühere jugoslawische Teilrepublik schon immer einen Sonderstatus: Jugoslawien war nie wirklich Teil des Ostblocks.

Zum 1. Januar wächst die Eurozone damit weiter: auf 16 Länder mit knapp 329 Millionen Einwohnern. Und das ausgerechnet mitten in der Finanzkrise, in der das Ansehen des Euro gestiegen ist. Die Gemeinschaftswährung hat sich als stabil erwiesen und in den vergangenen Monaten auch schon die slowakische Krone gestützt, seit der Umtauschkurs zum Euro festgelegt wurde. Zudem feiert der Euro rundes Jubiläum: Vor zehn Jahren, am 1. Januar 1999, wurde die Währung eingeführt, wenn auch zunächst nur auf dem Papier. Als Bargeld gibt es den Euro seit 2002.

Euro-Plakate, wohin man sieht

Die Slowakei jetzt also als 16. Land der Eurozone. In dem einstigen Teil der Tschechoslowakei wird bereits seit Monaten auf diesen Termin hingearbeitet und -gefiebert. Das Gebäude der Nationalbank in der Hauptstadt Bratislava ist schon längst mit einem riesigen Euro-Transparent verhüllt.

Wohin man auch schaut: Riesige Euro-Münzen springen einem von großen Plakatwänden entgegen. Dahinter steckt ein gewisser Stolz: Das kleine Land hat es seinen größeren Nachbarn gezeigt - früher als Tschechien, Ungarn oder Polen gelang der Sprung in die Gruppe der Euro-Länder. Dass in der Slowakei nun eine «Europhorie» ausgebrochen ist, hat die Regierung allerdings auch der Finanzkrise zu verdanken. Denn je näher die Euro-Einführung rückte, desto größer wurde in weiten Teilen der Bevölkerung die Skepsis. Die größte Sorge, die man schon aus den Anfangszeiten des Euro kennt: Die Währung könnte sich als «Teuro» erweisen und die Preise in die Höhe treiben.

Kampf der Preistreiberei

Dem begegnete die Regierung, indem sie mit einem neuen Gesetz Geld- und sogar Gefängnisstrafen für «ungerechtfertigte» Preiserhöhungen im Zuge der Euro-Einführung ansetzte. Doch die jetzige Rezession half der Regierung, die Zweifler ruhigzustellen: In turbulenten Zeiten präsentiert sich der Euro als sicherer Anker, der Investoren in das kleine Land ziehen könnte. Die Stimmung in der Slowakei hat sich gedreht: Zwei Wochen vor dem Beitritt zur Eurozone zeigten Umfragen erstmals, dass mit 58 Prozent eine Mehrheit der Bevölkerung positiv der neuen Währung gegenübersteht.

Allerdings ist auch die Sorge um einen «Teuro» nicht von der Hand zu weisen. Schon vor einigen Monaten warnte die Europäische Zentralbank (EZB), dass die Inflation in der Slowakei nach der Einführung der neuen Währung deutlich steigen könnte. Diese Befürchtung hat sich durch die Finanzkrise derzeit aber relativiert: Wie in anderen EU-Ländern geht die Inflation auch in der Slowakei schon jetzt zurück.

Euro-Verbreitung nur schleppend

Wie sich die Slowakei unter dem Euro entwickeln wird, bleibt abzuwarten - und dürfte bedeutend für die weitere Ausbreitung der Währung sein. Von einem Siegeszug des Euro in den EU-Erweiterungsländern kann derzeit jedenfalls nicht die Rede sein. Vor der Slowakei stießen neben Slowenien nur noch die kleinen Mittelmeerinseln Malta und Zypern zum Euroraum.

In Mittel- und Osteuropa vermerkt die EU-Kommission nur kleine Fortschritte: Für Polen steht 2012 im Raum, für Rumänien das Jahr 2014. Für Ungarn und Tschechien fehlen bisher jegliche Daten, und der inoffiziell gehandelte Termin 2012 für Lettland dürfte angesichts der schweren finanziellen Nöte der Baltenrepublik nicht zu halten sein. Für die Nachbarn Estland und Litauen sehen die Chancen mit einem möglichen Termin 2010/11 etwas besser aus. Litauen wollte schon 2007 der Währungsunion beitreten, doch scheiterte an seiner hohen Inflationsrate. Diese bittere Erfahrung hat die anderen neuen EU-Nationen gebremst.

Dafür ist - vor allem angesichts der globalen Krise - in anderen euroskeptischen Ländern die Debatte über die Einführung der Gemeinschaftswährung neu entbrannt. In Großbritannien wird öffentlich darüber diskutiert, und auch die Dänen stehen dem Euro zunehmend positiv gegenüber. Dort übertraf in einer neuen Umfrage die Zahl der Befürworter sogar die der Gegner. So weit ist man in Schweden zwar noch nicht, aber auch dort steigt die Zahl der Euro-Fans.

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