Skandalöse Zockerei
"Riskante Geschäfte müssen für Staatsbanken tabu sein". Andreas Jalsovec, AZ-Wirtschaftsredakteur, zur Millionen-Panne bei der Staatsbank KfW.
Es ist noch kein Jahr her, da musste die bundeseigene KfW-Bank ihrer Tochter IKB mit Milliarden- Geldspritzen aushelfen. Die IKB hatte sich mit riskanten Immobilien-Papieren verspekuliert – so sehr, dass die KfW das Institut am Ende für einen Vorzugspreis an einen Finanzinvestor notverkaufen musste. Ein Desaster, aus dem die Staatsbanker eigentlich Lehren ziehen müssten. Doch Fehlanzeige. Jetzt wurde bekannt: Als die Pleite der US-Bank Lehman Brothers schon sicher war, hat die KfW nochmal 300 Millionen Euro dorthin überwiesen. Das Geld ist nun wohl futsch – Geld, das zum Teil aus Steuermitteln stammt.
Der Vorgang zeigt: Trotz des Debakels bei der IKB, trotz der Milliardenverluste bei den Landesbanken wird in einigen staatseigenen Kreditinstituten offenbar noch immer fleißig mit dem Geld des Steuerzahlers herumgezockt. Das ist mitnichten nur „ärgerlich“, wie das Finanzministerium meint. Es ist skandalös. Die Forderung nach personellen Konsequenzen ist daher richtig. Sie reicht aber bei weitem nicht aus.
Das ganze Wertpapiergeschäft der Staatsbanken muss auf den Prüfstand. Es darf nicht sein, dass Steuergelder in hochriskante Finanzmarktprodukte fließen und sich in Luft auflösen. Solche Zockerpapiere müssen für Staatsbanker tabu sein. Und: Bonus-Systeme, mit denen riskante Börsengeschäfte belohnt werden, gehören abgeschafft. Ein Wertpapierhändler, der zocken will, soll es als Privatmann tun – aber nicht in einer Staatsbank mit Steuergeldern.
Der Autor ist Wirtschaftsredakteur bei der AZ.
- Themen: