Sind Lebensmittel zu billig?

Pro und Kontra: Die AZ-Redakteure Anja Timmermann und Georg Thanscheidt über den Preiskrieg bei den Lebensmitteln.
von  Abendzeitung

Pro und Kontra: Die AZ-Redakteure Anja Timmermann und Georg Thanscheidt über den Preiskrieg bei den Lebensmitteln.

PRO

Ja. Wegen mir könnt’ die Milch gerne ein Zehnerl mehr kosten (wenn’s den Erzeugern zugute käme). Schon klar, in der Krise haben es viele nicht so üppig. Aber es erstaunt mich immer, wie viel Geld klaglos für den neuesten Elektronikschnickschnack oder selbst ein neues Auto ausgegeben wird, und wie sehr die gleichen Leute beim Essen den allerletzten Cent rausholen wollen – und sei’s nur aus Stolz auf das Schnäppchen. Dabei musste früher ein Arbeiter 22 Stunden für ein Kilo Kaffee schuften, heute eine halbe. Und selbst wenn das Geld entscheidet: Dann lieber eben nur einmal die saftigen, würzigen Tomaten vom Gemüse-Tandler am Eck als zweimal das fade Wasser-Zeug vom Billig-Markt. Denn es geht nicht nur um Gesundheit, sondern vor allem um den alltäglichen Genuss.

KONTRA

Der Preisverfall bei Lebensmitteln ist wirklich bemerkenswert – aber er hat auch Gründe: Milch kostet zum Beispiel deswegen so wenig, weil so viel produziert wird. Und der Milchquoten-Irrsinn der EU sorgt dafür, dass mindestens noch bis 2015 viel mehr produziert als verbraucht wird. Kein Wunder, dass die Preise in den Keller gehen – und das sogar, ohne dass böse Discounter den Preis drücken. Hier gibt es also ein Überangebot – und wie schaut’s auf der Nachfrage-Seite aus? Da gibt es massenhaft Verbraucher, die jeden Cent umdrehen müssen und deswegen billig einkaufen. Sie verhalten sich – im Gegensatz zu den Milchbauern – marktgerecht, wollen möglichst viel für möglichst wenig Geld. Ihnen deswegen einen Vorwurf zu machen – das ist wirklich billig.

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