Signal-Wirkung
München braucht einen neuen Innovations- Schub: Georg Thanscheidt, Vize-Chefredakteur der AZ, über das Chaos auf der Stammstrecke
Wer still steht, geht zurück. Und auf der Stammstrecke herrschte in dieser Woche viel Stillstand – ein erneuter, herber Rückschlag für den Nahverkehr in München. Eine Ohrfeige für alle Fahrgäste, die vorbildlich auf eine Auto-Fahrt verzichten und statt dessen mit dem MVV zur Arbeit pendeln.
Das Münchner Nahverkehrssystem ist in die Jahre gekommen – das zeigt sich an den letzten Pannen: Rechner, die ausfallen, Reserve-Rechner, die gar nicht erst hochfahren, Siemens-Spezialisten, die ratlos sind, Fahrgäste, die hilflos auf den Bahnsteigen stehen – Fehler, die nicht passieren dürfen, aber trotzdem passieren. Die Begebenheiten dieser Woche müssen Signalwirkung haben – und die MVV-Kunden hoffen, dass nicht auch noch bei den Verantwortlichen und Politikern Signalstörungen auftreten.
Der letzte, große Innovationsschub für das Münchner Nahverkehrssystem kam von Olympia ’72. Seitdem wurde erweitert und verbessert – nur beim Rückgrat des Nahverkehrs, der Stammstrecke, tat sich wenig. Es ist ein Kreuz mit dem bunten Linien- Wirrwarr zwischen Pasing und Ostbahnhof – das stellen Pendler jeden Tag fest.
Was München – neben mehr Fahrgast-Service und verbesserter Technik – braucht, ist ein neuer Innovationsschub. Ude, Zeil und Seehofer haben erkannt, dass die Aussicht auf Olympia 2018 für einen solchen dringend benötigten Innovationsschub sorgen kann. Jahrelang herrschte hier Stillstand – die Parteipolitiker bremsten sich gegenseitig aus. Jetzt muss es vorwärts gehen – sonst fällt München zurück.
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