Siemens im Kreuzfeuer der Kritik wegen Bergwerks-Lieferung

Der Münchner Industriekonzern will trotz aller Kritik an einem Auftrag für eine riesige Kohlemine festhalten. Klimaaktivisten lassen daher nicht locker und rufen zu weiteren Protesten auf - auch zum Aktionärstreffen des Dax-Schwergewichts Anfang Februar.
dpa |
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Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. Siemens will eine Zugsignalanlage für ein umstrittenes Kohlebergwerk in Australien zuliefern.
Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa/dpa 3 Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. Siemens will eine Zugsignalanlage für ein umstrittenes Kohlebergwerk in Australien zuliefern.
Am Freitag hatte die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer mit Siemens-Chef Kaeser gesprochen.
Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa/dpa 3 Am Freitag hatte die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer mit Siemens-Chef Kaeser gesprochen.
Wie hier vor einem Siemens-Standort in Hannover protestiereten Aktivisten zuletzt an vielen Orten gegen die umstrittene Lieferung nach Australien.
Julian Stratenschulte/dpa/dpa 3 Wie hier vor einem Siemens-Standort in Hannover protestiereten Aktivisten zuletzt an vielen Orten gegen die umstrittene Lieferung nach Australien.

München - Umweltschützer machen weiter Front gegen die Entscheidung von Siemens, an der Lieferung einer Zugsignalanlage für ein umstrittenes Kohlekraftwerk in Australien festzuhalten.

Die Klimaaktivisten von Fridays for Future kündigten Proteste für die Siemens-Hauptversammlung am 5. Februar an. Bis Montagabend seien zudem insgesamt 15 Demonstrationen gegen das Dax-Unternehmen geplant.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte, sie habe sich ein anderes Signal erhofft - auch, weil das Auftragsvolumen für Siemens relativ gering sei. Der Konzern hätte sich "rausverhandeln" oder Vertragsstrafen in Kauf nehmen können, "weil der Rufschaden, der jetzt mit dieser Entscheidung einhergeht, wesentlich größer ausfallen dürfte".

Der Fall mache deutlich, dass es im Aktienrecht und den Bilanzierungsregelungen für Unternehmen nicht mehr nur um Gewinnmaximierung gehen dürfe, sondern auch Nachhaltigkeitsziele verankert werden müssten.

Siemens-Chef Joe Kaeser hatte am Sonntagabend nach einer erneuten Prüfung verkündet, am Auftrag des Industriekonzerns Adani festhalten zu wollen - trotz heftiger Kritik. Er begründete dies unter anderem damit, dass Siemens zu seinen vertraglichen Pflichten stehen müsse. Siemens will als Konsequenz aus der Debatte ein Nachhaltigkeits-Komitee einrichten, das problematische Projekte stoppen soll.

Noch am Freitag hatte sich der Spitzenmanager mit der Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer getroffen. Diese kritisierte die Entscheidung am späten Sonntagabend als "unentschuldbaren Fehler". "Auf diesen Vertrag zu pochen, während Australien brennt und alle Konsequenzen für Mensch und Umwelt bekannt sind, ist Wahnsinn", sagte sie.

Ihr Mitstreiter Nick Heubeck betonte im Bayerischen Rundfunk: "Siemens muss sich bewusst sein, und das soll auch ein Zeichen an die anderen Unternehmen in Deutschland sein, dass man eben nicht öffentlich zu Klimaschutz stehen kann und dann trotzdem Entscheidungen treffen kann, die nicht in dieses Jahrhundert passen."

Das Bundesumweltministerium wollte den konkreten Fall nicht kommentieren. Die Unternehmenswelt könne und müsse aber daraus lernen, dass es ein Frühwarnsystem brauche, sagte ein Sprecher. "Wer mit dem Wissen von heute in fossile Infrastruktur investiert, riskiert, morgen zu den Verlierern zu gehören." Die Gewerkschaft IG Metall wollte sich nicht zu dem Thema äußern.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker widersprach der Darstellung von Siemens-Chef Kaeser, dass die indigenen Wangan und Jagalingou, deren Land vom Projekt betroffen ist, zugestimmt hätten. "Da scheint Herr Kaeser schlecht informiert worden zu sein", sagte Yvonne Bangert von der Gesellschaft: "Eine Zustimmung, die der UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker genügt, liegt unseres Wissens nicht vor." Auch aus Australien kam Kritik: Der "schändliche" Beschluss ruiniere das Image von Siemens, kritisierte die Australian Conservation Foundation.

Der indische Energiekonzern Adani will in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt errichten und hält daran ungeachtet der seit langem anhaltenden Proteste fest. Der Bau sei voll im Gange, sagte eine Sprecherin. "Wir lassen uns nicht einschüchtern oder davon abhalten, unsere Versprechen einzulösen - für die Menschen in Queensland, die Australier und die Menschen in Entwicklungsländern, die dringend bezahlbare Energie brauchen, um ihnen zu helfen, der Armut zu entkommen."

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