Siemens entscheidet über radikalen Konzernumbau
Der Elektrokonzern Siemens steht offenbar vor einem radikalen Konzernumbau. So sollen zukunftsträchtige Umwelttechnologien in Zukunft eine größere Rolle spielen.
München - Nach unbestätigten Medienberichten traf sich der Aufsichtsrat in München, um die Gründung einer neuen Sparte für zukunftsträchtige Umwelttechnologien sowie den Börsengang der Lichttochter Osram auf den Weg zu bringen. Das Geschäft der wenig profitablen Dienstleistungssparte "Industrie Solutions" soll demnach aufgelöst und auf andere Siemens-Sparten verteilt werden.
Es wäre der größte Umbau seit dem Schmiergeldskandal, der 2007 unter anderem dem Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich von Pierer und dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld die Ämter kostete. Kleinfelds Nachfolger Peter Löscher zog die Lehren aus der Affäre damals mit schlankeren Konzernstrukturen, einer Verkleinerung des Vorstands und mehr Verantwortung für die Führungskräfte.
Jetzt will Löscher den Konzern auf eine "grüne Zukunft" vorbereiten und ihm dafür zu den bisherigen Standbeinen Industrie, Gesundheit und Energie ein viertes schaffen. "Infrastructure and Cities" soll es nach Informationen des "Handelsblatts" heißen und einen Jahresumsatz von knapp 20 Milliarden Euro erreichen. Der Konzern kommentierte dies am Montag nicht. Auch die Aufsichtsratssitzung blieb zunächst unbestätigt. Die Zeitung will jedoch ebenfalls erfahren haben, dass der bisherige Strategiechef im Konzern, Roland Busch, die Leitung des neuen Sektors übernimmt, der vor allem für die boomenden Großstädte der Welt umweltfreundliche Infrastruktur-Technologien entwickeln soll.
Busch soll dazu neu in den 2007 von elf auf acht Mitglieder reduzierten Vorstand einziehen. Ebenfalls dem Führungsgremium angehören wird laut "manager magazin" künftig Michael Süß als Leiter des Energiesektors. Süß hatte bisher den Konzernbereich fossile Energie geleitet und soll Wolfgang Dehen ablösen.
Für Dehen hat Löscher demnach eine Aufgabe vorgesehen, über die bereits sei Monaten gerätselt wird: Er soll Chef des Börsenkandidaten Osram werden und Martin Goetzeler ersetzen. Das hoch profitable Unternehmen, dessen Alleingesellschafter Siemens seit 1978 ist, steht vor kapitalintensiven Investitionen in mondernste Beleuchtungssysteme mit Leuchtdioden und Halbleitern. Zudem passt das auf den Endverbraucher gerichtete Geschäft von Osram nicht in Löschers Konzept eines "grünen Infrastruktur-Pioniers". Allerdings wolle Siemens bei Osram "Ankeraktionär" bleiben, schreibt das "Handelsblatt".
Passend zum Umbau käme auch die Überlegung, nach der Atomkatastrophe in Japan das geplante Joint-Venture mit dem russischen Atomkonzern Rosatom aufzugeben. "Wir diskutieren derzeit alle Optionen", zitierte das "manager magazin" einen ranghohen Manager. Vor zwei Jahren hatte Löscher noch angekündigt, mit Rosatom zum "Weltmarktführer im Kernenergiegeschäft" aufsteigen zu wollen.
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