Sex-Hotline statt Verbraucherzentrale am Telefon
Die Hotline der Verbraucherzentrale und ein Erotikanbieter haben fast die gleiche Telefonnummer. Wer sie verwechselt zahlt 1,99 Euro pro Minute.
München - Diese Woche war gar nicht gut für den Münchner Software-Ingenieur Fritz K. Erst musste er fassungslos feststellen, dass sein Kreditkarten-Konto von Hackern abgeräumt worden war – dann landete er bei der Suche nach Hilfe auch noch bei einer Schmuddel-Hotline. Unter dem Stichwort „Verbraucherrecht“ nennt die Verbraucherzentrale Bayern auf ihrer Homepage die kostenpflichtige Nummer 090018090010 für Ratsuchende.
Fritz K. wählte die Nummer – und wurde mit einer freundlichen Telefonansage verbunden. „Vielen Dank, dass du unser Angebot nutzt“, hieß es. „wir werden dich gleich mit einer Mitarbeiterin verbinden.“ Prima, dachte sich der 41-Jährige, auch wenn er sich ein wenig über die vertrauliche Ansprache wunderte. Fritz K., ein Franzose, kann eigentlich gut Deutsch – dass sich das Du im geschäftlichen Umgang hierzulande schon so weit durchgesetzt hatte, war ihm noch gar nicht aufgefallen. „Sollte dir das Gespräch nicht gefallen, drücke einfach die Null, und die Moderation wird dir einen neuen tollen Kontakt herstellen“, fuhr das Band fort.
Dann meldete sich die erste Mitarbeiterin persönlich und bestätigte seinen Verdacht: Er war nicht bei der Verbraucherzentrale gelandet, sondern bei einer Erotik-Hotline. „Ich sagte, dass ich ihre Dienstleistung nicht in Anspruch nehmen wollte, sondern eigentlich einen Juristen für mein Problem brauchte“, erinnert er sich. „Sie schien über die Verwechslung nicht wirklich überrascht, so, als wäre das schon öfters vorgekommen.“ Weil das Gespräch zügig beendet wurde, halten sich die Kosten für Fritz K. trotz des satten Minutenpreises (1,99 Euro) in Grenzen. Für die Sex-Dienstleister ist der Fehlanruf trotzdem ein willkommener Nebenverdienst.
Stellt sich die Frage, ob der Betreiber des Erotik-Service seine Nummer (09001809010) mit Bedacht gewählt? Schließlich gehen immer wieder dubiose Geschäftemacher mit Telefonnummern, die sich nur mit einer Ziffer von einer etablierten, seriösen Nummer unterscheiden, auf Kundenfang. Im diesem Fall scheint jedoch der Zufall zugeschlagen zu haben. Eine Recherche bei der Bundesnetzagentur, die alle 0900er-Nummern auflistet, ergibt: Die Nummer wurde dem Betreiber bereits 2006 zugeteilt. Die Verbraucherzentrale dagegen hat ihre Nummer erst im Juni 2013 in Betrieb genommen.
Denkt die Verbraucherzentrale Bayern nun über einen Nummernwechsel nach? „Wir sind am überlegen, ob wir daraus Konsequenzen ziehen“, sagt Pressesprecherin Ingrid Kreuzer. Sie gibt aber zu Bedenken: Bei 0900er-Nummern lasse sich nicht ausschließen, dass man mit einer falschen Ziffer bei einem ungewollten Angebot landet. Ihr Ratschlag: „Konzentriert Ziffer für Ziffer wählen und bei einer zweifelhaften Ansage rasch auflegen.“
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