Sewing soll angeblich Chef der Deutschen Bank werden

Frankfurt/Main - Vize-Vorstandschef Christian Sewing soll an die Spitze der Deutschen Bank rücken und damit Nachfolger von John Cryan werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Finanzkreisen. Zuvor hatten der Spiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung darüber berichtet.
Sewing führt bisher das Privatkundengeschäft der größten deutschen Bank und ist zudem Co-Vizechef. Das Geldhaus war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Der Aufsichtsrat sollte die Personalie bei einer Telefonschalte am Sonntagabend absegnen. Dabei werde Aufsichtsratschef Paul Achleitner der Form halber zwei Kandidaten vorschlagen: Sewing und einen externen Kandidaten, wie zu hören war. Der 1970 geborene Sewing soll zur Hauptversammlung am 24. Mai den Spitzenposten übernehmen. Auch das Handelsblatt berichtete darüber.
Deutsche-Bank-Chef Cryan: Vertrag läuft bis 2020
Die Deutsche Bank hatte am späten Samstagabend mitgeteilt, dass sich der Aufsichtsrat am Sonntag mit dem Vorstandsvorsitz beschäftigen werde. In seinen knapp drei Jahren an der Spitze des Dax-Konzerns war es Cryan nicht gelungen, das schwächelnde Kapitalmarktgeschäft anzukurbeln. Drei Jahre in Folge schrieb die Bank tiefrote Zahlen. Die Aktie hat seit Jahresbeginn erheblich an Wert verloren. Der Vertrag des Briten läuft regulär bis 2020.
Der zweite Co-Vizechef Markus Schenck, der ebenfalls als Kandidat für den Vorstandsvorsitz galt, steht zudem vor dem Absprung, wie in den Finanzkreisen weiter zu hören war. Er ist derzeit für das Firmenkundengeschäft und das Investmentbanking zuständig. Vorstandsmitglied Garth Ritchie, der zusammen mit Schenck die Sparte leitet, soll aber bleiben.
Achleitner hatte den als Sanierer geschätzten ehemaligen UBS-Finanzchef Cryan zur Deutschen Bank geholt. Vor Ostern hatte sich der Brite noch mit einer kämpferischen Botschaft an die Belegschaft gewandt und damit klargemacht, dass er bleiben will.
In der Mitteilung betonte Cryan auch, er werde weiter an der Sanierung der Bank arbeiten, aber nach baldigen Fortschritten werde "künftig wieder mehr Fokus auf Wachstum liegen und darauf, dass wir für unsere Aktionäre attraktive Renditen erzielen". Investoren haben Cryan oft vorgeworfen, er sei zwar ein Kostensparer, habe aber keine Vision, wie die Deutsche Bank wieder Geld verdienen könne.
Zwar hat der Bankchef einen Teil der problematischen Themen inzwischen abgearbeitet, allen voran gefährliche Rechtsstreitigkeiten. Jedoch ist es ihm bislang nicht gelungen, das einst so gewinnträchtige Kapitalmarktgeschäft der Deutschen Bank auf Vordermann zu bringen.
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