Servus, Gutmenschen!

MÜNCHEN - Ein Großereignis ohne Hooligans: Das ist doch auch mal was - Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über den Kirchentag
Geschiebe gibt’s, Gesang und – Gott bewahre – gesperrte Straßen! Kirchentag, das ist eine Steilvorlage für den Münchner Grant. Lila Chiffontücher, Gitarrengeschrummel und Bet-Zirkel – irgendwie peinlich, oder nicht? Oder soll man die Veranstaltung vielleicht nutzen, um ein paar Vorurteile zu überprüfen? .
Es gibt sie sicher noch, die Birkenstock-Freaks und die Müsli-Fraktion. Und doch sind die Witze über kreuzbrave Gutmenschen auch schon Jahrzehnte alt. Das allein macht sie schon nicht gut. Und es ist ja nicht so, dass in Zeiten von Finanzchaos, Krisen und Krieg die Gutmenschen unser größtes Problem wären
Also kann man ja mal ernsthaft fragen: Was wollen die hier? Hunderttausende kommen nach München, weil sie etwas haben, das uns ach so cool-zynisch aufgeklärten Großstädtern manchmal fehlt: Die Neugier auf andere Menschen, von mir aus: auf den Nächsten. Das ist doch schon mal was. Sie wollen reden und zuhören. Und wenn bei den Veranstaltungen die wirklich wichtigen Themen des organisierten und des unorganisierten Christentums – vom Missbrauch über Geschlechterrollen bis Friedenssicherung – diskutiert werden, dann ist das gut.
Sind wir doch mal froh, dass ein Münchner Großereignis nicht von Hundertschaften hochgerüsteter Polizei gesichert wird; dass man keine Angst vor Hooligans zu haben braucht; dass man nicht ganze Stadtviertel meiden muss, um den Spuren zweiwöchiger Saufgelage auszuweichen. Nichts wird diesmal so sein. Deshalb, liebe Kirchentags-Besucher: Servus – und herzlich willkommen!