Service-Mühle Telekom
Mit einem neuen Telefon- und Internetanschluss wollte ein Münchner Paar einige Euro sparen. Doch dann kam die erste Rechnung - und die Telekiom-Kunden trauten ihren Augen nicht: 1743 Euro für drei Monate: So teuer kann ein Telefon-Wechsel sein.
MÜNCHEN Eigentlich wollte Susanne Rüber mit ihrem neuen Telefon- und Internetanschluss nur einige Euro sparen. Das kam sie teuer zu stehen. Blass sieht die 46-Jährige aus, als sie zusammen mit ihrem Partner Martin Schmalstich (55) davon berichtet. Mitgenommen sind beide, müde vom Kampf gegen die Service-Mühle Deutsche Telekom.
Im Oktober hatten die Grafiker bei dem Bonner Konzern das Spar-Angebot Call & Surf Comfort Plus bestellt: Unbegrenzt im Internet surfen und telefonieren kann man damit für 49,95 Euro im Monat.
"Als die erste Rechnung kam, sind wir aus allen Wolken gefallen", berichtet Rüber: 499,25 Euro stellte die Telekom ihr für November in Rechnung, rechnete zusätzlich zum Alles-inklusive-Sonderangebot stolze 22627 Internet-Minuten ab.
Rüber monierte die Rechnung bei der Hotline. "Ein Fehler", hieß es dort. Man schickte ihr eine Mitteilung über eine Gutschrift von 500 Euro. Das Geld ist bis heute nicht auf dem Konto eingegangen. Stattdessen kam die Dezember-Rechnung: 774,94 Euro. Dann der Januar: 469,21 Euro. Zusammen sind das 1743 Euro in drei Monaten statt, wie erhofft, 150 Euro. "Wir haben bestimmt 50 Mal mit der Hotline telefoniert", sagt Martin Schmalstich. Irgendwann kommst du dir vor wie der letzte Depp.
Verstrickt in den Maschen der alten Telekom
Das Münchner Paar ist Opfer des für Kunden oft unüberschaubaren Telekom-Apparats. Der Ex-Staatskonzern profitiert derzeit zwar kräftig vom Boom für schnelles Internet (DSL) und Telefon-Flatrates. Doch so mancher Kunde, der an der schönen, neuen Telefonwelt teilhaben will verstrickt sich in den Maschen der alten Telekom-Struktur.
Der Konzern hat seine Internet-Tochter T-Online noch immer nicht richtig integriert , sagt Chris-Oliver Schicketanz, Telekom-Experte bei der Commerzbank. Die Telefontochter T-Com sei fürs Telefon zuständig, T-Online fürs Internet. Es fehlt noch immer der Service aus einer Hand. Der Experte weiß, wovon er spricht. Er hat den Umstieg selbst gewagt. Ergebnis: Drei Wochen ohne Internet.
Für die Telekom sind das Einzelfälle. "Die Einbindung von T-Online läuft gut", meint Telekom-Sprecher Ernst Wirtl. Susanne Rüber, sagt er, sei an den hohen Abrechnungen selbst schuld. Sie hätte ihre Internet-Nutzerdaten selbst ändern müssen. Das habe man ihr mitgeteilt. Sie hat es aber nicht getan.
Nur mühsam hält die Grafikerin ihren Ärger im Zaum, als sie von dieser Aussage hört. Dann zieht sie einen Auftragszettel der Telekom aus ihren Unterlagen. "Wir haben extra eine Telekom-Technikerin kommen lassen, um den Anschluss einzurichten." Geholfen hat es nichts. Die Rechnungsbeträge hat sie zurückgebucht. Die Telekom fordert sie aber immer noch. Daher hat Rüber nun einen Anwalt eingeschaltet. "Seitdem", sagt sie, "schlafen wir wenigstens wieder besser."
A. Jalsovec
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