Selbstmordattentat auf Luxus-Hotel in Kabul

In der afghanischen Hauptstadt haben bewaffnete Taliban ein Hotel mit Maschinenpistolen und Handgranaten angegriffen. Menschen starben, ein norwegischer Diplomat wurde verletzt.
Taliban-Kämpfer haben bei einem Selbstmordanschlag auf ein beliebtes Luxushotel in Kabul mindestens sieben Menschen in den Tod gerissen. Wie in Oslo mitgeteilt wurde, starb am Abend ein norwegischer Journalist an den Folgen von Schusswunden. Vorher waren bereits afghanische Wachposten, ein US-Bürger sowie einer der Attentäter ums Leben gekommen. Mindestens sechs Personen wurden verletzt.
Hinweise auf deutsche Opfer gebe es nach bisher vorliegenden Informationen nicht, hieß es nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin. «Die Botschaft in Kabul ist eingeschaltet und bemüht sich um Aufklärung», sagte ein Sprecher. Ziel des Anschlags war nach Angaben von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon der norwegische Außenminister Jonas Gahr Stoere, der im «Serena»-Hotel an einer Konferenz der norwegischen Botschaft teilnahm. Stoere blieb unverletzt. Unter den Todesopfern war nach Angaben des Außenministeriums in Washington mindestens ein US-Bürger. Bei zwei der Verletzten handelt es sich um Norweger - einen Mitarbeiter des norwegischen Außenministeriums und einen Journalisten der Zeitung «Dagbladet», wie das Blatt und das Ministerium in Oslo mitteilten. Ein Taliban-Sprecher erklärte, vier schwer bewaffnete Kämpfer mit Sprengstoffwesten hätten das Hotel angegriffen. Einer von ihnen habe sich in die Luft gesprengt, die anderen hätten mehrere Salven aus Schusswaffen abgegeben, Handgranaten geworfen und seien dann geflohen, sagte Taliban-Sprecher Sabjullah Mudschahid. Ein Angreifer wurde nach Angaben des Innenministeriums erschossen. Der Angriff um 18.12 Uhr Ortszeit war offenbar der erste auf ein Hotel in Kabul seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001.
Augenzeugen sprechen von Leichen und viel Blut
Eine amerikanische Augenzeugin erklärte, sie habe die Leiche einer Frau gesehen, als sie und weitere Frauen in Sicherheit gebracht worden seien. Eine zweite Amerikanerin sagte, sie glaube, eine Leiche und mehrere Blutlachen in der Eingangshalle des Hotels gesehen zu haben. Außenminister Stoere sagte dem Fernsehsender TV-2, er habe das Treffen im «Serena» gerade eröffnen wollen, als sich die Explosionen ereigneten. Alle Teilnehmer seien angewiesen worden, sich auf den Boden zu legen. Sicherheitskräfte hätten sie anschließend in Sicherheit gebracht. Der afghanische Präsident Hamid Karsai habe seine Besorgnis wegen des Anschlags ausgedrückt und Unterstützung angeboten, erklärte Stoere weiter. Ein norwegischer Fotograf berichtete, die Attentäter hätten mehrere Bomben gezündet. «Es war komplettes Chaos», sagte Stian Solum dem Sender NRK. Der Journalist Tor Arne Andreassen von der Zeitung «Aftenpostens» sagte, eine Hotelangestellte sei schwer verletzt worden. Die Frau habe wohl nicht überlebt, wurde Andreassen auf der Website der Zeitung zitiert. Das ganze Gebäude habe gebebt und er habe gesehen, wie auf die Wachposten am Eingangstor Schüsse abgegeben worden seien.
Explosion erschütterte die ganze Stadt
Die Explosion war so stark, dass sie fast in der ganzen Stadt zu spüren war. Die Polizei sperrte das Gebiet weiträumig ab. Rettungswagen und US-Soldaten in Panzerwagen eilten zu dem Hotel. Das «Serena» ist das beliebtestes Luxushotel in Kabul und wird häufig von ausländischen Botschaften für Gesprächsrunden und Feiern genutzt. Es liegt in der Innenstadt von Kabul in der Nähe des Präsidentenpalastes und verschiedenen Ministerien. Im Jahr 2003 hat in der Nähe des Intercontinental Hotels in Kabul eine Rakete explodiert, verletzt wurde niemand. Zuletzt hatte in Kabul Anfang Dezember ein Selbstmordattentäter 16 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Seit Anfang 2007 sind in Afghanistan bei Kämpfen und Anschlägen mehr als 6400 Menschen ums Leben gekommen, so viele wie in keinem anderen Jahr seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. (nz/AP/dpa)