Sektherstellern wird Etikettenschwindel vorgeworfen

Perlt der Sekt richtig schön? Prima - nur stammt womöglich das Kohlendioxid nicht aus der alkoholischen Gärung in der Flasche. Denn deutscher Sekt enthält offenbar zu großen Teilen künstliches CO2. Und dürfte deshalb gar nicht Sekt heißen.
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'Sekt' darf keine künstliche Kohlensäure enthalten
ap 'Sekt' darf keine künstliche Kohlensäure enthalten

BERLIN - Perlt der Sekt richtig schön? Prima - nur stammt womöglich das Kohlendioxid nicht aus der alkoholischen Gärung in der Flasche. Denn deutscher Sekt enthält offenbar zu großen Teilen künstliches CO2. Und dürfte deshalb gar nicht Sekt heißen.

Deutsche Sekthersteller täuschen offenbar schon seit Jahren die Verbraucher. Das berichtet vorab das ZDF-Magazin «Frontal 21». Demnach verkaufen die Hersteller Sekt, der industriell hergestellte Kohlensäure in großen Mengen enthält. Das Magazin beruft sich auf Stichproben des TÜV, der von «Frontal 21» damit beauftragt worden war.

Eine EU-Verordnung verlange indes, dass in Sekt nur Kohlendioxid enthalten sein darf, das aus der alkoholischen Gärung stammt. Enthält das Getränk dagegen künstliche CO2-Anteile, dürfe es laut EU-Verordnung nicht «Sekt» heißen, sondern nur noch «Schaumwein mit zugesetzter Kohlensäure». Der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Norbert Schindler, kritisierte das Vorgehen der Hersteller als «Vertrauensbruch» gegenüber den Verbrauchern. Der Verband Deutscher Sektkellereien wies die Kritik zurück. «Es ist überhaupt keine Verbrauchertäuschung», sagte Geschäftsführer Ralf Peter Müller. Der Verbraucher interessiere sich nicht für «Exkurse zu Isotopenverhältnissen in Kohlensäure».

«Technisch unvermeidbar»

Laut «Frontal 21» verstoßen die deutschen Sekthersteller seit Jahren mit Wissen der zuständigen Ministerien gegen die EU-Verordnung. Dem Bericht zufolge verpflichten sich die Hersteller zwar, den Anteil von Fremd-Kohlensäure jährlich um einige Prozentpunkte zu verringern. Die Vermischung halte man aber für «technisch unvermeidbar» - und das Getränk wird weiterhin als Sekt verkauft. Experten sehen darin einen Rechtsbruch. Wenn das Hinzufügen des externen Kohlendioxids unvermeidbar sei, dann müsse man entsprechende Gesetze ändern oder zumindest die Öffentlichkeit darüber informieren und dürfe nicht «einfach darüber hinweggehen» und so tun, als wäre alles in Ordnung, kritisiert Professor Ingolf Pernice von der Humboldt-Universität Berlin. (nz)

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