Seehofer als Retter?
Köpferollen in der CSU nach dem Wahldebakel. Parteichef Huber geht, Ministerpräsident Beckstein zaudert noch. Angela Böhm, die Landtagskorrespondentin der AZ, über den Blitzputsch.
Eigentlich ist die Formel ganz einfach: Verantwortung übernehmen = zurücktreten. CSU-Chef Erwin Huber hat sich am späten Abend doch noch zu diesem Schritt entschlossen. Günther Beckstein zaudert noch. Aber auch ihm wird nichts anderes übrig bleiben. Denn das historische Desaster trägt ihrer beider Namen. Auch wenn sie nicht alleine die Verantwortung dafür haben.
Edmund Stoiber hat mit seinem Hochmut und seiner Zwei-Drittel-Mehrheit den Absturz der CSU eingeleitet. Beckstein und Huber haben weitergewurstelt, ohne einen Neuanfang zu machen. Sie waren dafür zu brav und zu anständig. Jetzt müssen sie die Rechnung dafür bezahlen.
Sie wollten jetzt wieder zur Tagesordnung übergehen, erst vier Wochen in allen Gremien diskutieren, bis auf dem Parteitag am 25. Oktober dann endlich eine Entscheidung fallen sollte. Doch das war so weltfremd, wie nur zwei denken können, die jäh aus ihrer schönen heilen Welt herausgerissen wurden. Die Basis begann schon gegen sie aufzumucken. Ihr Unmut wäre angewachsen zu einem Tsunami wie dem, der auch der CSU die Macht entrissen hat. Jetzt soll doch Horst Seehofer die CSU retten, den die Partei noch vor einem Jahr verschmäht hat. Auch er ist in Wirklichkeit kein Neuanfang.
Doch die CSU hat keinen anderen. Und gerade das ist im Moment ihr allergrößtes Problem.
Die Autorin ist Landtagskorrespondentin der AZ.