Schwerer Rückschlag für EADS

Es hätte ein „Jahrhundertgeschäft“ werden sollen: die Lieferung von Tankflugzeugen im Wert von 35 Milliarden Dollar ans Pentagon. Doch der europäische EADS-Konzern ist aus dem Rennen – der US-Partner zog sich zurück mit der Begründung, die Ausschreibung sei ohnehin auf Boeing zugeschnitten.
von  Abendzeitung
Tankflugzeug von EADS
Tankflugzeug von EADS © dpa

PARIS/WASHINGTON/BERLIN - Es hätte ein „Jahrhundertgeschäft“ werden sollen: die Lieferung von Tankflugzeugen im Wert von 35 Milliarden Dollar ans Pentagon. Doch der europäische EADS-Konzern ist aus dem Rennen – der US-Partner zog sich zurück mit der Begründung, die Ausschreibung sei ohnehin auf Boeing zugeschnitten.

Der europäische EADS-Konzern hat im US-Rüstungsmarkt einen schweren Rückschlag erlitten. Das US-Unternehmen Northrop Grumman, das zusammen mit der Airbus-Mutter um einen 35-Milliarden-Dollar-Auftrag für das Pentagon gekämpft hatte, zog seine Bewerbung zurück. Als Grund gab Northrop unfaire Wettbewerbsbedingungen an. EADS-Chef Louis Gallois sagte in Paris, allein werde sich sein Konzern nicht bewerben.

Damit ist der Weg frei für den US-Rivalen Boeing, der US-Luftwaffe zunächst 179 Tankflugzeuge zu liefern. Der Auftrag hat einen Wert von insgesamt 35 Milliarden Dollar. Das Konsortium EADS/Northrop hatte den Auftrag zunächst zugesprochen bekommen. Nach Protesten des Rechnungshofs des US-Kongresses wurde die Entscheidung aber aufgehoben und der Auftrag erneut ausgeschrieben.

Airbus-Chef Thomas Enders warf der US-Regierung Voreingenommenheit vor. Die Ausschreibung sei „maßgeschneidert auf den kleineren und weniger leistungsfähigen Flieger der Konkurrenz“, sagte Enders der „Financial Times Deutschland“. Es gehe nicht mehr um das beste Tankflugzeug und auch nicht um einen fairen Wettbewerb. „Die US-Luftwaffe weiß, dass wir bei weitem das bessere Produkt haben.“

Der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) kritisierte ebenfalls die US-Regierung. Mit der Ausschreibung bevorzuge Washington deutlich den US-Produzenten Boeing, sagte Brüderle am Dienstag in Berlin. „Auch bei der Beschaffung von Rüstungsgütern sollte der freie Wettbewerb nicht einseitig eingeschränkt werden“, erklärte er. „Gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise schaden schon Anzeichen von Protektionismus.“

EADS im vergangenen Jahr mit Verlust

Das Pentagon äußerte sich „enttäuscht“, wies zugleich aber den Vorwurf unfairer Wettbewerbsbedingungen zugunsten von Boeing zurück. Vergeben werden soll der Auftrag im September. Es handelt sich wohl um den erste einer ganzen Reihe von Aufträgen, um die Flotte der US-Streitkräfte zu erneuern: Insgesamt muss die US-Luftwaffe 534 Tanker und Frachter ersetzen, das verspricht langfristig ein Geschäft von 100 Milliarden Dollar.

Bei regionalen US-Politikern stieß das Bieterverfahren ebenfalls auf scharfe Kritik. Die Ausschreibung sei eine Farce, sagte der Gouverneur von Alabama, Bob Riley, am Montag. Northrop habe dabei keine Chance auf echten Wettbewerb. Ein Zuschlag für das Unternehmen hätte in Alabama Tausende neuer Arbeitsplätze geschaffen.

Zugleich meldete EADS rote Zahlen für 2009. Wegen der Probleme mit dem Militärtransporter A400M häufte der Konzern im Gesamtjahr einen Nettoverlust von 763 Millionen Euro an, verglichen mit einem Gewinn von 1,57 Milliarden Euro im Jahr 2008. Die Aktionäre müssen deshalb auf eine Dividende verzichten. Der Konzernumsatz lag mit 42,8 Milliarden Euro in etwa auf dem Niveau von 2008. Der Auftragseingang fiel mit 45,8 Milliarden Euro allerdings nur knapp halb so hoch aus wie ein Jahr zuvor. (nz/dpa/apn)

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