Schwer erträglich
Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über das aktuelle Auftreten der FDP
Für den Titel der peinlichsten Veranstaltung des Jahres gibt es bereits in der ersten Januar-Woche einen heißen Anwärter: das Dreikönigstreffen der FDP. Was Westerwelle und seine Hilfs-Marktschreier da aufführen, ist gespenstisch und schwer erträglich.
„Wir lassen uns lieber dafür kritisieren, dass wir unsere Wahlversprechen einhalten, als sie zu brechen“, sagt er. Es ist eine Beleidigung der Intelligenz des Wahlvolks, zu glauben, dass ihm irgendjemand diese aufgesetzte Helden-Pose abnimmt. Standvermögen ist an sich ein respektabler Wert; aber es hängt schon auch davon ab, wie durchdacht die eigene Position ist. Wenn, sagen wir, ein Kleinkind stur darauf beharrt, dass die Sonne blau ist, wird es belächelt. Wenn ein Vizekanzler stur darauf beharrt, dass genug Geld da ist, um weitere 24 Milliarden Euro Steuergeschenke zu verteilen, ist das erschreckend. Und wenn das Ganze dann noch mit gruseligen Kohl-Reminiszenzen der 80er Jahre („geistig-politische Wende“, „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“) verbrämt wird, schaudert es einen vollends.
Gelegentlich versucht die Außenwelt, die FDP von der Existenz der Wirtschaftskrise, Dingen wie Plus und Minus und anderen schnöden Bestandteilen der Wirklichkeit zu überzeugen – bisher mit wenig Erfolg. „Lamentieren“ nennt das dann die FDP-Fraktionschefin, „Theaterdonner“ der FDP-Wirtschaftsminister. Nichts gegen gepflegte Visionen, vor allem in der Kunst. In der Politik wäre es begrüßenswert, wenn sich die Regierung so langsam mal wieder mit den tatsächlichen Problemen beschäftigen würde.
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