"Schwarzer Montag" an der Börse

Die deutschen Aktienindizes haben ihren negativen Trend beschleunigt. Der Dax rutschte am Montagmittag auf den tiefsten Stand seit April 2007.
Die deutschen Aktienindizes verzeichnen an diesem Montag massive Kursverluste. Gegen Mittag brach der Dax um 5,58 Prozent auf 6905,81 Zähler ein. Dabei rutschte der Leitindex unter die Marke von 7000 Punkten auf den tiefsten Stand seit April 2007. Für den M-Dax ging es um 4,24 Prozent auf 8072,39 Punkte nach unten. Der Tec-Dax sackte belastet von einbrechenden Kursen im Solarsektor um 6,05 Prozent auf 744,38 Zähler ab und wurde zwischenzeitlich auf dem niedrigsten Stand sei Ende 2006 berechnet.
Händler sprachen von Panikstimmung. "Hier findet ein massiver Ausverkauf statt, dazu fällt einem nichts mehr ein", sagte einer von ihnen. Die Vorgaben aus Asien waren ebenfalls sehr schwach. Ein Minus von 3,86 Prozent wurde im japanischen Nikkei-225-Index verzeichnet. Um 5,49 Prozent fiel der Hang-Seng-Index zum Wochenauftakt. Neue Impulse von den US-Börsen bleiben am Berichtstag aus: Der Handel bleibt dort wegen des "Martin-Luther-King"-Feiertages geschlossen. Entsprechend stehen auch keine wichtigen Konjunkturdaten auf der Agenda.
Bankenwerte besonders betroffen
Finanzwerte standen besonders unter Druck. So rutschten Commerzbank um 5,69 Prozent auf 19,88 Euro - zeitweise wurden sie zum niedrigsten Kurs seit August 2006 gehandelt. Deutsche Bank gaben 6,01 Prozent auf 73,71 Euro ab, Hypo Real Estate(HRE) verbilligten sich um 7,94 Prozent auf 20,30 Euro. Händler bewerteten die Nachrichten von der WestLB über einen Verlust von einer Milliarde Euro für das Jahr 2007 negativ. Der angekündigte Verlust sei ein weiterer Beweis dafür, dass die aktuelle Skepsis gegenüber Finanztiteln gerechtfertigt sei. Zudem senkte die Deutsche Bank ihre Einstufung für die Commerzbank von "Buy" auf "Hold" und reduzierte das Kursziel von 33,00 auf 25,50 Euro. In Anbetracht einer steigenden Rezessionswahrscheinlichkeit seien die Gewinne deutscher Kreditinstitute gefährdet, hieß es. Ihr Kursziel für Aareal-Bank senkte die Deutsche Bank aus diesem Grund von 41,00 auf 32,40 Euro, bestätigte allerdings mit "Buy". Die Papiere sanken im M-DAX um 6,71 Prozent auf 22,95 Euro. Auch der Verkauf der IKB-Anteile durch die KfW gestaltet sich schwierig, wie die die "Financial Times Deutschland" aus Finanzkreisen berichtete. Potenzielle Bieter seien im aktuellen Marktumfeld extrem zurückhaltend, zitierte die Zeitung einen Investmentbanker. Die Aktien verloren weitere 4,07 Prozent auf 5,18 Euro.
Allianz-Aktien rutschen nach unten
Für Allianz-Aktien ging es mit minus 7,06 Prozent auf 123,79 Euro nach unten. Börsianer zeigten sich weiter besorgt über die Belastungen für die Tochter Dresdner Bank aus der Kreditmarktkrise. Titel von Deutsche Börse rutschten mit minus 9,55 Prozent auf 104,60 Euro an das Indexende. Für Siemens-Aktien ging es um 3,92 Prozent auf 88,39 Euro nach unten. Laut "WirtschaftsWoche" halten inzwischen Aufsichtsratsmitglieder des Industriekonzerns selbst eine Strafe in Höhe von bis zu vier Milliarden Euro nicht mehr für ausgeschlossen. Bislang überwog laut internen Quellen bei Siemens die Hoffnung, mit der Zahlung von einer Milliarde Euro davonzukommen. "Vier Milliarden wären allerdings schon eine Enttäuschung im Vergleich zu den Schätzungen und dürften für anhaltenden Druck auf dem Papier sorgen", sagte ein Analyst.
Infineon-Aktien legen zu
MAN rutschten um 3,28 Prozent auf 83,37 Euro ab. Händler verwiesen auf Berichte, denen zufolge Scania-Chef Leif Östling auf der Hauptversammlung am 5. Mai seinen Rücktritt bekanntgeben wird, obwohl der Vertrag des 62-Jährigen erst im März 2009 endet. Hintergrund sei der zunehmend aussichtslose Kampf Östlings gegen eine Allianz mit den Scania-Gro ßgesellschaftern Volkswagen und MAN, berichtete die "WirtschaftsWoche". Volkswagen hielten sich mit plus 0,34 Prozent auf 150,51 Euro stabil.
Infineon gewannen gegen den Trend 0,74 Prozent auf 6,77 Euro und profitierten damit laut Marktteilnehmern von guten Zahlen des US-Wettbewerbers Advanced Micro Devices (AMD) und der Hoffnung auf weiter steigende Speicherpreise.
Im Tec-Dax präsentierten sich erneut die Titel des Solarsektors besonders schwach. Centrotherm rutschten mit minus 11,86 Prozent auf 37,90 Euro an das Indexende. Mit 37,18 Euro wurde zwischenzeitlich das Rekordtief der erst im Oktober an die Börse gekommenen Papiere gehandelt. (dpa-AFX)